Hoffnungslos Chimo lebt mit seinen Kumpeln in einem französischen Banlieu. Trübe sind ihre Zukunftsaussichten. In der Schule haben sie hauptsächlich die Lehrer geärgert, eine Ausbildung finden sie nicht, mit einen ehrlichen Job können sie ihr Leben nicht finanzieren. So bleiben nur die krummen Dinger, die sie drehen, um über die Runden zu kommen. Ihr Alltag wird von Gewalt bestimmt. Hart ist ihr Leben. Immer müssen sie auf der Hut sein. Auch vor den Kumpeln heißt es immer das Gesicht zu wahren und keine Schwäche zu zeigen. In diese Gesellschaft kommt ein Mädchen. Lila heißt sie, wie die Farbe. Ausgerechnet den dunkelhäutigen Chimo spricht sie an. Nur mit ihm redet sie. Und wie sie redet! Zum ersten Mal in seinem Leben hat Chimo Hoffnung, dass es doch noch etwas außerhalb seiner Vorstadt geben könnte. Das Mädchen hat eigentlich nur ein Thema: Sex. Sie verblüfft Chimo, wenn sie über ihren Körper und die Spielerein, die man (Mann) mit ihm anstellen könnte, plaudert, als wenn sie über eine reichhaltige Erfahrung auf diesem Gebiet verfügen würde. Chimo weiß nicht, was er von ihr halten soll, aber er weiß, dass sie ihn über alle bekannten Maßen fasziniert. Sie lässt ihn Fantasien haben, von denen er nicht einmal zu träumen wagte. Nach dem Roman „Sagt Lila“ hat Regisseur Daniel Wahl im Malersaal eine beeindruckende, mitreißende Bühnenfassung entwickelt. Die fünf jungen Schauspieler (Konradin Kunze, Sean McDonagh, Martin Wolf) zeigen eine Realität der Gewalt, die Zusammenhänge durchschauen, die jenseits von simplen Opfer-Täter-Zuschreibungen liegen. Die beiden Hauptdarsteller Renato Schuch und Julia Nachtmann beeindrucken mit ihrer intensiven Präsenz. Grandioses Theater, das berührt.
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