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Asylmonologe, Heimathafen

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Asylmonologe



Von einem Gefängnis ins nächste

Drei Schicksale, drei Flüchtlinge, drei Schauspieler – das ist das schlichte Konzept der Asylmonologe. Und doch wird der Abend spannend wie ein Krimi. Obwohl die drei Schauspieler die ganzen neunzig Minuten auf einem Fleck vor dem Publikum stehen und nur an wenigen Stellen von Schlagzeug und Piano leise unterstützt werden, entfalten ihre Erzählungen, die hochverdichtet ineinander geschnitten sind, ihren eigenen bezwingenden Sog. Denn ihre Geschichten brauchen kein Beiwerk. Sie haben alle Entsetzliches hinter sich gebracht. Die kurdische Safiye (Anika Lehmann) hat viele Jahre im Folter-Gefängnis gesessen, dem togolesischen Ali (Eray Egilmez) drohte die Ermordung und der äthiopische Felleke (Asad Schwarz-Msesilamba) war seines Lebens nicht mehr sicher.
Alle drei sind starke, aufrechte Persönlichkeiten, die für ihre Meinung auch unter Lebensgefahr einstanden und einstehen. Sie waren sich sicher: Sie werden in Deutschland politisches Asyl gewährt bekommen. Doch sie müssen schmerzlich feststellen, dass sie von einem Gefängnis in das nächste gekommen ist. Sie landen in erbärmlichen Zuständen in Asylbewerberheimen, sie werden durchgehend grundsätzlich der Lüge bezichtigt, sie kommen in Abschiebehaft, sie werden misshandelt, ihre Würde wird beständig untergraben.
Diese Monologe sind eine Anklage. Um relativierende Zwischentöne kümmern sie sich nicht. Die klare Botschaft soll nicht verwässert werden. Die Asylmonologe, für die Michael Ruf Buch und Regie gemacht hat, sollen mit eindeutigen Schicksalen aufrütteln. Leider ist diese Aufklärung bitter notwendig, um ein Gegengewicht zur allgegenwärtiger, tendenziöser Berichterstattung und Rechtssprechung zu bilden. Die Schauspieler stellen sich ganz in den Dienst der guten Sache. Sie werden zu Ali, Felleke und Safiye bis zu Momenten mit tränenerstickten Stimmen. Ein sehr bewegender und wichtiger Abend.
Birgit Schmalmack vom 7.10.13

Abbildung: Asylmonologe im Heimathafen - by Viktor Slota

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