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Loft

Loft, Chamäleon


Auf WG-Besuch

Der Auftritt auf die Bühne ist ungewöhnlich; er geschieht durch den Kühlschrank. Doch nicht für die Künstler sondern für die Zuschauer! Jeder wird so höchstpersönlich zum Gast in der verrückten WG, die sich zurzeit im Chamäleon einquartiert hat. Hier wird in der Badewanne, auf dem Fernseher und auf dem Tisch getanzt, hier wird mit dem Telefon jongliert und hier schweben von der Decke plötzlich Trapeze, Vertikalseile und Strapaten herab. Denn die sieben Bewohner, die hier ganz privat in Unterwäsche und Schlappen herumlaufen, sind alle Spezialisten der Akrobatik.
Die anfänglichen Späßchen von Jacob wollen noch nicht so recht zünden. Doch wenn die Künstler in ihren Nummern brillieren, gewinnt das Programm zunehmend an ausdrucksstarkem Tiefgang. Anna beeindruckt als Schlangenfrau, die sich so verbiegen kann, dass sie mit Leichtigkeit alle Möbelhindernisse auch im Spinnengang über Kopf überwinden kann. Auch ihre Nummer am Vertikaltuch ist von Schwerelosigkeit gekennzeichnet. Kaelyn verlegt ihren Ausdruckstanz gekonnt aufs Doppel-Trapez. Die zarte Kaleen zeigt Gefühl, wenn sie sich in den Strapaten hochdreht und herunterstürzen lässt. Olaf hat eine Körperbeherrschung, die nicht nur beim Tanzen sondern auch auf den Ständern seiner Handstandakrobatik zur Geltung kommt. Jacob kommt erst mit seiner Diabolo-Nummer richtig in Fahrt. Die mitreißende Geschichte von Liebe, Streit und Trennung, die Isis und Nathan in ihrer Hand-auf-Hand-Akrobatik erzählen, funktioniert ganz ohne Worte.
In den exzellenten Gruppenchoreographien scheint die Energie der Sieben fast zu groß für den knapp bemessenen Bühnenraum. Ihre Sprünge auf- und übereinander enden immer kurz vor der Bühnenkante und bringen ihren sprühenden Esprit bis in die Stuhlreihen des Publikums.
Zum Schluss beweisen die Sieben ihre Gastfreundschaft erneut: Es gibt Apelkuchen für alle! Eines steht fest: In dieser WG war man gerne Gast.
Birgit Schmalmack vom 19.7.12

Abbildung: Loft - Andy Phillipson

Zur Kritik von

BZ
Berliner Zeitung

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