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Welch ein Zirkus!
Romeo (Marco Reimers ) ist ein Clown mit roter Nase und Julia (Yvonne Yung Hee Bormann) steckt in einem Guerilla-Kostüm. Wenn sich so ein Paar ineinander verliebt, muss es wohl wahre Liebe sein, der selbst der Tod kein Ende bereiten kann!
In der Inszenierung von Murat Yeginer wird die weltbekannteste Liebesgeschichte in die Manege verlegt. Die verfeindeten Clans sind hier zwei Zirkusfamilien, die nicht einmal die selbe Sprache sprechen. Die hochdeutsch redenden Luftakrobaten trifft auf die auf plattdeutsch palavernde Clownsfamilie. Die Flying Family mit italienischem Migrationshintergrund, dessen Patriarch Julia mal eben mit dem Zirkusdirektor zwangsverheiraten will, blickt auf die niederdeutschen Witzfiguren in ihren komischen Kostümen herab. Doch die verliert ihren derben Humor selten, lädt sich einfach selbst zur Party der Capulets ein, auf der sich Romeo Hals über Kopf in Julia verguckt.
Die Drehbühne mit ihren halbrunden Tribünen-Aufbau kann alles sein: Zirkusarena, Liebesnest mit Balkon, Zirkuswagen und Beichtstube. Ganz im Sinne von Shakespeares derben Volkstheater treibt hier Regisseur Yeginer nach Herzenslust seine Scherze. Die Amme ist mit Rabea Lübbe jung besetzt, wird aber aufgrund ihrer untergebenen Stellung von allen nur als vertrocknete, schmalbrüstige Alte verhöhnt. Kurzerhand wird die gelenkige Lübbe auch mal unter die Bühnedecke gezogen und dort bis zu ihrer lautstarken Beschwerde vergessen. Der farbige Beichtvater Lorenzo (hervorragend: Tino Führer) haust als Pierrot in seiner mit Kräutern bepflanzten Klause unter der Tribüne und setzt sich nach Kräften für das junge Liebespaar ein.
Ein Abend, der unter der frischen Intendanz von Michael Lang am Ohnsorgtheater neue Akzente setzt: Der geschickte Wechsel zwischen hoch- und plattdeutsch, zwischen Klassik und Provokation, zwischen Tradition und Jugendlichkeit kann auch neue Publikumsschichten in das Haus am Hauptbahnhof ziehen. Was als Konzept im Studio schon für Erfolg gesorgt hat, könnte auch im großen Haus funktionieren. Verdient hätte es das Haus mit seinem spielfreudigen und hervorragendem Ensemble auf jeden Fall.
Birgit Schmalmack vom 4.9.17
Abbildung: Romeo un Julia, Ohnsorg - Foto: Oliver Fantitsch
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