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"Schlaflied für den Feind – Umarme mich."
Ein Klangteppich wird ausgebreitet. Scheinbar weich und sanft soll er den Zuhörer tragen und zu einer warmen Decke werden, die ihn einhüllt. Ein Schlaflied intonieren die beiden Damen (Pola Lia Schulten und Christin Elmar Schalko) mit ihrem lieblichen Bandnamen „Zucker“ an ihren Keyboards, Gitarren und Mikrophonen. Sie singen von Erwartbarem und Belanglosem. Ein Herz-Schmerz-Song reiht sich an das nächste Liebesklanggeschichtchen. Die digitalen Hintergrund-Mandalas dienen ebenso wie die Unmengen an Theaternebelschwaden und Regenbogen-Bühnenlichtern dazu, die Sinne vollends einzulullen. Doch alles nur Show! In Wirklichkeit ist der Zuschauer in den bequemen roten Theatersesseln in der schwarzen Keller-Krypta, die nur durch eine geheime Tür in der Bücherwand des Golems zu betreten ist, gefangen in einer Illusion. Denn dieses Schlaflied, das vorgibt sanft zu umarmen, ist das Schlaflied für einen Feind. Als der süße Elektro-Pop endgültig zu einer nervenden Noisefläche mutiert ist, haben sich die beiden Damen schon lange aus dem Staub gemacht, aber die Zuschauer bleiben dennoch eingeschläfert von den mäandernden Arrangements sitzen. Das alles macht zwar noch kein neues Musiktheater, das sich die Reihe „Stimme X“ unter der Leitung von Hans-Jörg Kapp zu erkunden vorgenommen hat, belegte aber an den dafür perfekten Ort die Verführbarkeit des Publikums.
Birgit Schmalmack vom 2.3.15
Abbildung: Zucker im Golem - Foto: Rolf Köster
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