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Killing in the name of , Lichthof

Terrorist oder Freiheitskämpfer?



Die US-amerikanischen Band "Rage Against the Machine", schrieb einst einen Song "Killing in the name of". Darin prangert sie rassistische Morde von Weißen an Schwarzen an. Doch nicht immer sind die Grenzziehungen so klar. Kann das Vergießen von Blut für das Ziel einer höherer Gerechtigkeit gerechtfertigt sein?
Dürfen dabei auch unschuldige Opfer gefordert werden? Sind die Attentäter Terroristen oder Freiheitskämpfer? Aus welchem Blickwinkel sind sie das eine oder andere?
In einem schwarzen, durch heruntergezogenen Decken verengten Raum des Lichthof Theaters treffen vier Attentäter der Weltgeschichte aufeinander. Die Israelin Judith tötete Holofernes direkt nach dem Sex, um ihre Stadt von dessen Belagerung zu befreien. Als der eigentlich pazifistische Schweizer Willhelm Tell von seinem Reichsvogt gezwungen wird vom Kopf seines Sohnes einen Apfel zu schießen, begehrt er gegen dessen Herrschaftssystem auf.
Brutus ermordet in Rom seinen Freund Cäsar, als der sich zum alleinigen Herrscher küren lassen will. Nachdem der Brandenburger Kohlhaas durch feudale Willkür sein Hab und Gut und seine Frau verloren hat, brennt er Mitte des 16.Jahrhunderts aus Wut ganze Städte nieder.
Anhand ihres eigenen Aufbegehrens gegen die vorherrschende Macht diskutieren diese Vier die Frage der Rechtfertigung von Gewalt und Blutvergießen.
Doch noch weitere Attentäter aus der jüngeren Vergangenheit kommen zu Wort: die Linksterroristin Ensslin, aber auch der Rechtsextremist Anders Behring Breivik und ein Islamistenführer. Ihre Äußerungen fließen aus dem Off, über Videoprojektionen oder über Kopfhörereinspielungen ein.
Das Publikum sitzt mit den vier DarstellerInnen gemeinsam in dem engen dunklen Raum. Die Beleuchtung mit Neonröhren, einzelne Scheinwerferspots oder Grubenleuchten erschafft eine Atmosphäre wie unter Tage. Hier wird Untergrundforschung betrieben. Wie ist unser Blick auf Attentäter geprägt? Wann finden ihre Beweggründe Verständnis? Spielt das Geschlecht, der zeitliche Abstand, die politische oder religiöse Orientierung eine Rolle?
Dass die Aufführung keineswegs zur verkopften Diskursanalyse wird, dafür sorgen die vier agilen Darstellenden (Jakob Walser, Thea Rasche, Michael Del Coco, Louis von Klipstein), die ein tolles Team bilden und nicht nur schauspielerisch sondern auch musikalisch einiges drauf haben. Auf hohem Energielevel lässt Regisseurin Alicia Geugelin die Vier auf dem engen Spielfeld sich beständig umkreisen. Immer wieder greifen sie zu den Instrumenten und lassen einen rockigen oder poppigen Song einfließen. Eine interessante, innovative Arbeit, die bewies, dass die Jury des Start-Off-Wettbewerbes eine gute Wahl getroffen hat, als sie Geugelin zur Siegerin 2019 erklärte und damit diese Produktion am Lichthof ermöglichte.
Birgit Schmalmack vom 9.3.20

Abbildung: Killing in the name of, Lichthof - Probenfotos © Philip Artus

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