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Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Heimatlos geworden
"A beautiful day", singt eine der Performerinnen. Ein schöner Tag sollte es werden, der Tag der Wahl des neuen Präsententen in den USA, bzw. der neuen Präsidentin. Die Frauen auf der Bühne hatten so sehr auf die erste Frau an der Spitze des amerikanischen Staates gerechnet. Und dann das: Ausgerechnet der Frauen verachtende Donald Trump gewinnt die Wahl!
Was fühlen amerikanische Expats in Hamburg nach der Wahl und wie geht es speziell den Frauen unter ihnen? Schlecht, das wird schnell klar in der Inszenierung von Julia Hart, die sie mit neun Deutsch-Amerikanerinnen (Jodie Birdman, Pamela Cory, Cherie Heinrich, Suzanne Johnson, Chesney McKinley Severance, Margaret Metzler, Mason Jane Milam, Marlane Nigbur, Meredith Nicollai und Joana O‘Neil) für den Lichthof entwickelte. Ihr geliebtes Land scheint so zu verändern, das sie es nicht mehr wieder erkennen.
Sie fühlen sich "homeless", da der Sieg Trumps für fast alle von ihnen auch bedeutet, dass eine offene Diskussion mit dem amerikanischen Teil ihrer Familie nicht mehr möglich ist. Denn Trump hat das Land gespalten. Wer nicht für ihn ist, ist gegen Amerika. So werden Besuche in der alten Heimat zu einem Spießrutenlauf, auf den die Frauen zur Zeit lieber verzichten. Die Frauen beleuchten aber auch den Machismo von Trump, seine Frauenverachtung, seinen Willen Mauer zu bauen statt Grenzen zu öffnen und die Waffenverliebtheit der Amerikaner. Sie fragen sich, ob Trump vielleicht nicht nur ein Symptom für eine durchgreifende Veränderung des Landes sei. Wo ist das Land der Toleranz, der Offenheit und der Diversität geblieben, das sie einst so geliebt haben? Was können sie in Deutschland gegen diese Entwicklungen tun?
Julia Hart gelingt es wunderbar, die autobiographischen Beiträge der Frauen zu einem Programm zu formen, dass vergessen lässt, das diese nicht hauptberuflich auf der Bühne stehen. Sie lässt ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten bestens zur Geltung zu kommen und gibt ihnen gleichzeitig den Schutz der Bühne, in dem bis zum Schluss unklar bleibt, wessen Geschichten hier erzählt wird. Dennoch wird die große Betroffenheit der Frauen in jedem Moment deutlich. Eine Betroffenheit, die den amerikanischen Zuschauern im Lichthof sichtlich aus der Herzen sprach und für die deutschen jederzeit nachfühlbar war. Das war eine Inszenierung, die laut der Darstellerinnen für sie "Selbsthilfegruppencharakter" hatte und dies dennoch keiner der Zuschauer bemerkte.
Birgit Schmalmack vom 27.2.18
Abbildung: Neuland im Lichthof - Foto (c) Ina Oertelt