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Söhne, Lichthof

Söhne, Lichthof


Gegen das Verschwinden

„Laminieren!“, schlägt der Vater vor. „Laminieren hilft gegen das Verschwinden von Erinnerungen. Selbst Kinderzeichnungen könnte man so vor Auflösen bewahren. Vielleicht also auch die Gedanken, Aktivitäten und Leistungen von Menschen? Sein Sohn Christoph will unbedingt etwas Dauerhaftes erschaffen. Vorbild für ihn ist sein Großvater Fritz. Dieser hat es mit seinen Volkschor-Bewegung zu einiger Berühmtheit gebracht. Von ihm existiert ein Archiv mit Aufzeichnungen und Tonbandaufnahmen. Doch was wird von Christoph und seinem Vater Ulf Jöde bleiben? Ein Projekt für den Erhalt der Erinnerung schwebt Christoph vor. Ein Theaterstück scheint für ihn als Schauspieler erstmal die nahe liegendste Gegenwehr gegen das Verschwinden. Schnell hat er seinen Vater, den ehemaligen Musiklehrer und Musicaldarsteller auf der Schulbühne überredet mitzumachen. Vielleicht könnte man mit Aufzeichnungen der Theaterszenen auch ein Art Archiv erstellen, denkt sich der Sohn.
Viele weiße Stoffbahnen rahmen die Bühne ein, auf der sich Vater und Sohn gerade ankleiden. Die sanft wehenden Vorhänge, die die Bühne umrahmen, erzählen ästhetisch gelungen vom Verwehen, vom diffusen Verdecken und Auftauchen von Erinnerungen.
Am Ende wird Christoph mit einer großen Rolle Frischhaltefolie auf die Bühne kommen und versuchen seinen Vater damit zu konservieren. So lange, bis dieser die Plastikumwicklungen lachend abstreift.
Die unbändige Lust am Spiel, am Improvisieren und am gemeinsamen Herumblödeln zeichnet diese gemeinsame Arbeit der Jödes aus. So ist ein ständiger Wechsel zwischen Ernst und Quatsch vorprogrammiert. Da ein paar weitere Söhne aus der Band „Albers Ahoi“ das Jöde-Team auf der Bühne des Lichthofs komplettieren, treffen zudem auch völlig unterschiedliche Musikstile aufeinander. So prallt z.B. eine getragene Elegie, die Vater und Sohn mit Cello und Klarinette spielen, auf eine Polka bewegte Version der Band von „Hänschen Klein“.
Es ist ein sehr vergnüglicher Abend geworden, den die Jödes hier anrichten. Er lebt von dem Temperament und Zusammenspiel von Vater und Sohn, die über einen so großen Vorrat an Humor und Selbstironie verfügen, dass die Gefahr sich selbst zu ernst zu nehmen, von vornherein ausgeschlossen ist. Und der dennoch viel über Vater-Sohn-Beziehungen, über Vergangenheit und Gegenwart, über Erinnern und Verschwinden und über die Lust am Leben erzählt. „Ich bin noch da!“, ruft der Vater ganz zum Schluss.
Birgit Schmalmack vom 16.1.18

Abbildung: Söhne im Lichthof - Foto (c) Christoph Jöde

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