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Macbeth im Kongo
Ein Oper von Verdi, gesungen von afrikanischen Sängern in Jogginghosen und FlipFlops - das packt den Zuschauern an seinen Klischees. Dass der Stoff dann auch noch von einem englischen Klassiker namens Shakespeare stammt, unterstützt diesen Effekt. Die Machenschaften eines Macbeth und seiner Lady in den Kongo verlegt zu sehen, demonstriert die Universalität des Dramas und rückt es direkt es in die Gegenwart. Der südafrikanische Regisseur Brett Bailey zeigte seine Bearbeitung der Oper "Macbeth" auf Kampnagel.
Kommandant Macbeth greift nach der Macht. Angetrieben von seiner Lady, die von einem Leben in Luxus träumt, verübt er einen Mord nach dem anderen, um seine Position an der Spitze seines Landes zu halten. Die Ausbeutung seines Landes lassen beide zu gefragten Geschäftspartnern der Weißen werden. Gold, Diamanten und Coltan werden außer Landes geschafft, dafür landen tütenweise Prada, Gucci und Koffer voller Geldscheine vor dem Sofa im Militarylook der Beiden. Ihre Arie wird zu einem Starauftritt unter der Diskokugel im Lady Gaga Verschnitt. Der Tiger-Catsuit zu roten Highheels und dicken Goldketten bringt sie genau dahin, wo sie immer sein wollte und unter allen Umständen bleiben will.
Er weiß bald, dass er dafür einen hohen Preis bezahlen muss. Die Leichen der Ermordeten erscheinen immer wieder vor seinem geistigen Auge. Das macht ihn für seine Gattin zu einem Jammerlappen. „Bist du nun ein Mann?“, stachelt sie ihn immer wieder an. Doch ihre Käuflichkeit hat weitreichende Konsequenzen. Die Gewalt pflanzt sich fort. Macduff scharrt seine Anhänger hinter sich und zieht gegen Macbeth zu Felde. Eine Unzahl an Toten ist die Konsequenz. Da sitzen dann die Sänger auf ihren Grabplatten und beweinen die Überreste ihrer Lieben.
Die zehn Sänger sind stimmgewaltig. In ihrem warmen, tiefen Timbre rührt die Musik Verdi wie selten. Das liegt auch an dem temperamentvollen jungen No Borders Orchester, das unter der Leitung von Premil Petrovic sowohl die leisen wie die emphatischen Töne der Opernbearbeitung von Fabrizio Cassol mit viel Gefühl herausarbeitet. Das Gastspiel endete auf Kampnagel mit stehenden Ovationen des Publikums.
Birgit Schmalmack vom 29.9.15
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