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Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Weltenkonstrukeure
Zum Schluss tragen sie die Weltkugel auf ihren Schultern. Alle zusammen haben sie die Welt erschaffen, in dessen Mitte sie ihren Platz finden können. In ihren schwarzen Abendanzügen und schicken Designerlederkleidchen haben sie sich einander in verschiedenen Gruppierungen angenähert, sind sich begegnet, haben verschiedene Rollen und Konstellationen ausprobiert, bis sie zu den Stahlstreifen gegriffen, aus ihnen Muster und Strukturen gebildet und wieder aufgelöst haben. Sie haben zusammen gearbeitet, indem sie sich zu ineinander greifenden Maschinengebildet geformt haben, die sie immer wieder hinterfragt und neu strukturiert haben. Sie haben Wellengebilde, Torbögen und schützende Gewölbe gebaut, bis sie schließlich in der Lage waren gemeinsam eine Weltkugel zu flechten. Sidi Larbi Cherkaoui hat mit NOETIC eine berauschende Arbeit mit wunderschönen poetischen und metaphysischen Bilder geschaffen.
Nicht weniger bilderreich und bedeutungsschwer kam die zweite Arbeit des Doppelabends Saburo Teshigawara (METAMORPHOSIS) daher, aber wesentlich sperriger. Zu flirrenden Elektrotönen, die nur sparsame Entwicklungen zeigen, kriecht zu Beginn menschliches Gewürm auf dem Boden herum. Die Metamorphose beginnt nur zögerlich. Nachdem sie ihre Schalpanzer abgeworfen haben, wagen sie langsam die Aufrichtung in die Senkrechte. Doch von stetigen Rückschlägen sind ihre Bemühungen gekennzeichnet. Immer wieder fallen sie zu Boden. Nur mühsam mit zuckenden Bewegungen erkämpfen sie sich ihre Fortschritte. Doch so wie die Töne immer mit schnellerem Beat unterlegt werden, desto fahriger werden ihre Bewegungen. In rasenden Sprüngen und rotierendem Armkreisen wird die Energie herausgetanzt, doch ohne sich zu begegnen. Zum Schluss stehen sie alle in einer Reihe. Doch sie ähneln mehr einer Freakshow mit ihren ungelenken Verrenkungen und ihrem unsteten Blick, den sie noch unsicher ins Publikum richten.
Dass das Göteborgsoperans Danskompani diese beiden, überaus unterschiedlichen Arbeiten gleichermaßen virtuos interpretieren konnte, beweist dessen Flexibilität, Professionalität und hohen künstlerischen Anspruch, der gerade in seiner Vielfalt begründet liegt. Dieses Gastspiel bot Tanzkunst auf hohem Niveau.
Birgit Schmalmack vom 21.12.14
Abbildung: Spirit auf Kampnagel - © Bengt Wanselius
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