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Schlafen ohne zu träumen
Sein oder Nichtsein, das ist bei Yasser Mroué nicht die entscheidende Frage. Er befand sich zwischen den beiden klar definierten Zuständen. Er konnte nicht Descartes Aussage, ich denke, also bin ich, zustimmen. Auch der Meinung von Kundera nicht, ich leide, also bin ich. Yasser war nur, weil er seine Augen bewegen konnte und die Bewegung von anderen beobachten konnte. Yasser teilt sein Leben in ein Davor und ein Danach ein: Der Kopfschuss, den ein Heckenschütze in Beirut auf ihn abschoss, veränderte sein Leben mit 17 Jahren schlagartig. Nun erzählt er seine Geschichte, oder das, wozu dieser Abend sie gemacht hat, unter der Regie seines Bruders Rahib Mroué.
Auch in dessen Arbeiten geht es immer wieder um Bilder und um Vorstellungen, die sie oder auch ihre Vertreter auslösen. Ein Thema, das notgedrungen zu Yassers Lebensthema wurde. Denn er hatte die Sprache und das Verständnis der Symbolik von Bildern durch seine Gehirnverletzung verloren. Er musste sich durch aktive Aneignung ihrer Bedeutungen erst wieder bemächtigen. Er tat das zuerst durch Hunderte von Videos, die er drehte, und dann durch Gedichte, in denen er der Bedeutung von Wörtern nachforschte. Yasser arbeitet sonst als Tonmeister. In „Riding on a cloud“ ist er auch der Schauspieler in der Performance über sein Leben. Es ist ein bewegender Abend über die Macht der Bilder und der Wörter geworden. Und über einen starke Persönlichkeit, die sich das Verstehen wieder zurückerobert.
Birgit Schmalmack vom 15.8.14
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