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Die Begegnung zweier Welten
Das Ensemble Resonanz beansprucht den gesamten Platz der Bühne. In wohl gesetzter Form haben die klassischen Musiker sich die HipHopTänzer einverleibt. Brav sitzen sie mit Instrumenten unter ihnen. Doch dann streicheln die Geigenbögen die Nachbarin statt der Violine und die Stühle fliegen. Ein Musiker nach dem nächsten räumt seine Posten. Zum Schluss wirft der Dirigent wirft entnervt seinen Stab fort.
Bei der anschließenden Begegnung face to face geht eine Geige zu Bruch. Erschrockene Gesichter auf beiden Seiten. Erst als ein Geiger sein Instrument elektronisch verstärkt und ein Beatboxer den Sound komplettiert, stimmt der Beat für den ersten gemeinsamen Tanz. Ab jetzt kann die gegenseitige Inspiration losgehen. Zu immer neuen Identitätssuchen regen sie sich an.
Ungewohnt handwerklich geht dabei der Graffiti-Künstler zu Werke: Mit der Schere ausgeschnittene Gesichtsteile werden auf dem altgedienten OHP immer neu zusammen gestellt. Der Computer hat heute Pause. Diese Künstler sind live. Der DJ scratcht on stage, die Musiker erzeugen ihre Töne im Moment des Hörens und die Tänzer legen ihre Bewegungen live auf die Bühne. Das echte Zusammenspiel zählt. Die Lebensgeschichten der eigenen Entscheidungssuche werden mit allen Ähs und Mmhs direkt ins Mikro erzählt. So springt der lebendige Funke über in der großen Halle der K6. Das Experiment der Begegnung der unterschiedlichen Welten hat geklappt.
Da verzeiht man auch peinliche Momente, wenn der triebgesteuerte „echte Mann“ seinen Sex-Rap hinlegt, der so schön jedes Klischee bestätigt. Dafür entschädigt der gefühlige Rapsong von einer enttäuschten Liebe, zu den der Breakdancer seine schmerzverdrehten Drehs auf den Bühnenboden legt und die Geigen kreischen.
Zum Schluss stehen alle Künstler brav beim Graffiti-Maler an und bekommen mit einer Papiertüte die Identität eines anderen übergestülpt. Da sitzen sie nun mit einer Maske auf einem der Stühle, der nicht der ihre ist, bis sie endlich das falsche Gesicht abstreifen und wieder ihrer eigenen Kunst nachgehen können.
Die Kompositionen Von Tobias Schwencke, die Choreographien von Dennis Kuhnert ergeben unter der Regie von Volker Schmidt einen inspirierenden New Style.
Birgit Schmalmack vom 27.2.12
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