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Missunderstanding the black man
Tomo wünscht sich Respekt. Von der Gesellschaft, von seinem Vater, von seinem Bruder. Um ihn zu erlangen, hat er stets gekämpft und rebelliert. Rappend hat er versucht sich gegen die vor verurteilenden Zustände zu wehren und damit genau das Klischeebild geliefert, das er zu brechen versuchte. Sein Bruder Marc ist einen ganz anderen Weg gegangen: Er hat die Leistungsansprüche versucht zu übererfüllen. Tomos Meinung nach hat er sich nicht nur angebiedert sondern verkauft. Marc hält dagegen Tomos Rebellion für ein Verharren in der bequemen Opferrolle.
Autor Toks Körner führt die Beiden in eine klassisch zugespitzte Dramensituation. Tomo sitzt in der Zelle, in die er einmal aufgrund einen unkontrollierten gewalttätigen Ausbruch geraten ist, in dessen Verlauf er einen Mann getötet hat. Hier trifft Tomo nicht nur auf seinen Bruder Marc, beide auf ihre inneren Stimmen sondern auch auf den Staatsanwalt, der zudem auch noch der neue Lebensgefährte von Marc ist. Schon der Text, der erst nach und nach die wahren Zusammenhänge offenbar werden lässt, hält den Spannungsbogen bis zum Schluss der 80 Minuten auf höchstem Niveau. Zudem machen die hervorragenden Schauspieler (Jean-Philippe Adabra, Aloysius Itoka, Toks Körner, Patrick Pinheiro), das anspielungsreiche Bühnenbild und die exzellente Personenregie von Atif Mohammed Nor Hussein den Abend zu einem tief schürfenden und erkenntnisreichen Hochgenuss. Wie leben schwarze deutsche Männer in Deutschland? Mit welchen Erwartungen, Herausforderungen und Problemen haben sie sich auseinander zu setzen? Wie dringend nötig die Auseinandersetzung der deutschen Gesellschaft mit diesen Fragen ist, zeigte dieses Gastspiel vom Berliner Ballhaus Naunynstraße. Toll dass es in Hamburg im Rahmen der Privattheatertage zu sehen war!
Birgit Schmalmack vom 2.7.18
Abbildung: Walking large, Kampnagel - Foto: Ballhaus Naunynstraße
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