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Aufruf zur Revolution
Eine Zustandsbeschreibung von heute trifft auf ein Kriegsdrama aus der Zeit des ersten Weltkrieges. Eine Textfläche von Lena Biertimpel trifft auf ein Stationendrama "Die 'Wandlung" von Ernst Toller. Jungregisseur Gregor Schuster kombiniert für seine Abschlussinszenierung an der Theaterakademie beides zu einem zweieinhalbstündigen Showprogramm. Er konfrontiert die Wandlung, die Friedrich während des ersten Weltkrieges durchmacht, mit dem Abbild der Gesellschaft von heute. Welche Fragen treiben die heutige junge Generation um? Wofür wollen sie sich engagieren? Wofür lohnt es sich ihrer Meinung noch zu kämpfen, so wie es Friedrich einst tun wollte, nachdem er die Gräuel des ersten Weltkriegs hautnah miterlebt hatte?
Schuster nutzt die Räume, die Kampnagel zu bieten hat, voll aus. Die Inszenierung beginnt draußen vor dem Foyer, wandert um die Hallen herum auf das ehemalige Sommerfestivalgelände, macht Zwischenstation in einer leeren Perfromancehalle und führt die Zuschauer schließlich in die K2. Immer treffen sie eher auf Installationen in Werkstatträumen als auf ein übliches Theatersetting. Erst ganz zum Schluss dürfen sie in der K2 Platz nehmen.
Viel wird die Zuschauern geboten im Laufe der 150 Minuten. Ein Konzert der Band "Bürgermeister der Nacht", eine Ausstellung von Kunstwerken der Bildhauerei und Malerei und Videoprojektionen auf drei Leinwänden. Die Beaufsichtigung und Animation durch den schwarz-weißen Chor ist dabei den Besuchern stets sicher. Dazwischen geistern die Personen aus Friedrichs Lebensweg herum: Versehrte des Krieges, verwundete Soldaten, Generäle, Ärzte, Kirchenvertreter und Kameraden sind Teil der Bühneninstallation. Viel hat der Zuschauer zu sortieren, bis sich eine Art von Verständnis aufzutun scheint.
Als sich zum Schluss der Regisseur mit dem gut sichtbaren Logo "Regie" aus Klebestreifen auf seinem Rücken nach vorne begibt und seinen Aufruf zur Revolution gegen die Ungerechtigkeiten eines Unrechtstaates und wenig später eine dunkelhäutige Schauspielerin ihre Wut gegen den latenten und offenen Rassismus in dieser weißen ignoranten Gesellschaft herausschreit, ist die Zielrichtung von Schusters Arbeit klar geworden: Es ist höchste Zeit, auf die Straße zu gehen. Friedrich wollte für den friedlichen Humanismus kämpfen. Die jungen Vertreter der heutigen Zeit sprechen sich eher für einen radikalen Umsturz jetziger Machthaber ein, zur Not auch mit Gewalt.
Schuster hat einen unterhaltsamen Abend voller Überraschungen in Szene gesetzt. Langweilig wurde es nie, dafür schien die Zielrichtung oft über der Ideenvielfalt aus dem Blick geraten zu sein.
Birgit Schmalmack vom 15.3.18
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