Sie sind hier: Kampnagel
Zurück zu: HH-Theater I-S
Allgemein:
Melissa kriegt alles, DT
Against the record, HAU 1
Manifesto, Harake Dance company
Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Beeindruckende Talentvielfalt
Sonntag morgen - Zeit zum Beten. Noch ist der Andrang zum Gottesdienst sehr spärlich. Doch schnell trommelt die junge Frau die Nachbarn zusammen und schon sind alle auf der Straße. Nach einem Gospelgesang muss die bibelinteressierte Frau jedoch den Akrobaten des südafrikanischen Townships Khayelitsha Platz machen. Denn statt Bibelstunde ist zwischen Frisörladen und Supermarkt eine Show der Talente der Straße zu bewundern.
Ob der erste nach einigen aufmunternden Worten seiner Freundin die vertikale Stange hinaufklettert und dort atemberaubende Schwünge, knapp vor dem Boden abgefangene Stürze, waagerechte Drehungen oder Salti an der Stange vollführt oder der nächste Breakdance auf dem BMX-Rad, zur Not auch ohne Vorderrad, vorführt - jeder von ihnen bringt ein strahlendes Lächeln mit auf die Bühne. Es gibt nie gesehene Tricks zu bewundern. Ein Basketballer jongliert so geschickt mit seinen Bällen, das sie jede Schwerkraft verloren zu haben scheinen. Die Schlangenmädchen können ihren Körper in formvollendeter Grazie unglaubliche Verrenkungen abtrotzen, die Ästhetik pur sind. Zwei weitere Ballakrobaten zeigen ebenfalls etwas, was man nie zuvor gesehen hat. Sie tänzeln auf riesigen Bällen über die Bühne. Über eine Limbostange schaffen sie sogar den Wechsel von einem Ball auf den nächsten. Als sie zusammen auf ihren Bällen auch noch über eine Wippe balancieren und sie in Waage halten können, kommt das Staunen an einen weiteren Höhepunkt. Auch die beiden Hand-To-Hand-Akrobaten, die mit ihren Muskel gestählten Körpern sich gegenseitig in jede nur erdenklich Lage heben können, bestechen mit vorgeführter Körperbeherrschung.
Doch nicht die Kunststücke, die in der Show der Regisseure Winston Ruddle und Ulrich Thon und der Choreografin Noluyanda Mqulwana gezeigt werden, sind das, was am meisten beeindruckt. Jeder der Künstler kommt mit einer kleinen Geschichte und viel eigener Persönlichkeit auf die Bühne. Jeder dieser Künstler, die alle aus Afrika, ob nun aus Äthiopien, Ägypten oder Südafrika stammen, bekommt Raum von den besonderen Talenten, die der Kontinent Afrika zu bieten hat, zu erzählen.
Birgit Schmalmack vom 2.1.18
Abbildung: Mother Africa, Kampnagel - Foto: Sven Sajak
Abendblatt |
NDR |
Gehe zu: Nordwind, Kampnagel The Nutcracker Reloaded, Kampnagel