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Die ständige Verwandlung
Nichts ist sicher. Weder der Untergrund, mein Gegenüber noch der Bezugsrahmen. Alles ist der ständigen Verwandlung und Veränderung unterworfen. Schon der Gang durch eine Tür, die mitten im Raum steht, kann alles verändern. Schon die Blickrichtung kann die Wahrnehmung auf den Kopf stellen. Stehe ich vor dem Vorhang oder dahinter? Bin ich der Darsteller oder der Zuschauer? Trage ich eine sichtbare Maske, spiele ich sie nur oder versuche ich selbst zu sein? Wenn letzteres, gibt es das überhaupt?
Auf dem Boden steht ein überdimensionaler Teller, der auf einer Seite aufliegt. Man kann sich unter ihm verstecken, man kann ihn antreiben und ihn rotieren lassen. Man kann ihn betreten, sich auf ihm betten. Wenn der erste ihn betritt, bekommt er sofort Schieflage. Sobald jemand zweites ihm folgt, gerät sein gerade gefundenes Gleichgewicht durcheinander. Auch hier gibt es nur winzige Momente des sicheren Standes. Nur beim absoluten Stillstand gerät er für einen kurzen Moment in Ruhe.
Ein tolles Bühnenbild für die unsichere Basis des menschlichen Lebens, das die vier Performer für ihren Maskentanz benutzten. Dabei ragt Rabea Lübbe in ihren darstellerischen, tänzerischen, pantomimischen und sängerischen Qualitäten heraus. Für diese Rolle genau die richtige Besetzung, denn Text spielte eher eine sehr untergeordnete Rolle. Wenn nicht sogar eine zu vernachlässigende. Nicht umsonst hatte Garcia Maria Lorca als Fußnote zu seinem Text beigefügt, dass er sich nicht zur Aufführung eigenen würde. So wie die Jung-Regisseurin Emilie Girardin Dobosiewicz ihn aber als Ideen-Steinbruch für ihre Abschlussinszenierung genutzt hat, war es dieses Experiment auf jeden Fall wert.
Birgit Schmalmack vom 7.2.17
Abbildung: Abschlussinszenierungen - Tillmann Engel
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