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taz |
Müßiggang als Lebensziel
Oblomow ruht zufrieden auf seinen Kissen. Praktischerweise ist sein Morgenmantel gleich als Daunendecke zu benutzen. Sein Diener versucht zwar immer wieder ihn aus seiner Ruhe aufzuscheuen, bleibt dabei erfolglos. Die riesengroße Uhr tickt dabei unaufhaltsam. Doch ihr fehlt der Stundenzeiger. Dem Glücklichen schlägt eben keine Stunde. Und Oblomow ist glücklich in seiner Muße.
Doch dann kommt der überaus aktive Andrej hereingeschneit und zerrt ihn mit in die Gesellschaft von Petersburg. Oblomow kommt ermüdet und genervt zurück. Auf dieses hohle Geplapper könne er gerne verzichten. Doch Andrej zieht einen weiteren Trumpf aus seinem Köcher. Eine blonde schöne Frau hat er mitgebracht. Da kann selbst ein Oblomow nicht widerstehen. Liebe und Heirat wird geschworen. Doch sobald sie wieder verschwunden ist, ist auch der Zauber verflogen und Oblomow kehrt wieder in sein Bett zurück.
Als Andrej kurze Zeit später wieder zu Besuch kommt, kann er nur feststellen, dass selbst die Nachricht, dass er selber mittlerweile die schöne blonde Frau geheiratet hat, Oblomow kaum interessiert. Er scheint sogar erleichtert: Nun kann er beruhigt und ungestört wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: im Bett liegen.
In ihrer Abschlussinszenierung haben Raban Witt und Saskia Kaufmann versucht das Ideal eines Künstlers, der sich selbst genügen und sich ganz der Muße hingeben kann, zu zeigen. Sie wollten jemanden nachspüren, der außerhalb der kapitalistischen Tretmühle lebt und sich darüber freuen kann. Jemanden, der sich außerhalb der Leistungsmaschinerie bewegt und dabei kein schlechtes Gewissen hat. Doch das führt in der Umsetzung auf der Bühne leider dazu, dass sich in über die zwei Stunden dauernden Aufführung oft ein Gefühl der bleiernden Langeweile über die Szenerie legt. Man sieht eben leider keinem Künstler mit eigenen Ideen und spannenden Gedanken sondern eher einem Dauerchiller beim Faulenzen zu. Da helfen die kleinen Clownereien vom Diener auch nicht. Dazu hat die Geschichte von Gontscharow noch den Schönheitsfehler, dass dieser Oblomow sich dieses Nichtstun nur dadurch erlauben kann, dass er als Adliger von der Arbeit anderer lebt. So wirkt dieses Plädoyer für einen Ausbruch aus dem Leistungskarussell und für mehr Muße leider nur wenig anregend und attraktiv.
Birgit Schmalmack vom 9.1.17
Abbildung: Schulterschluss der Theaterakademie - © Tillmann Engel
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