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Eine Reise ins Verwegene
„Musik war schon immer mein Elixier“, bekennt das knallrote namenlose Teufelchen mit dem feuerroten Zylinder und den abstehenden Ohren süffisant auf der Bühne. Eine Reise ins Verwegene will er mit seinen „Tollen“ unternehmen. Eine Reise hin zu den unergründlichen Lebensmomenten, in denen der diabolische Verführer ins Spiel kommt und die Menschen zu Taten treibt, die den Verstand ausschalten und die Emotionen hochpuschen.
Dominique Horwitz ist der sanft grinsende, diabolisch lachende und verführerisch säuselnde Luzifer auf der Bühne des Schauspielhauses. Er findet mit seiner siebenköpfigen Band, die mit ihren Vokuhila-Tollen einen Leningradcowboys-Verschnitt geben, immer „The right bullets“, um den Nerv des Publikums zu treffen. Musikalische Berührungsängste scheut er dabei ebenso wenig wie Geschlechtergrenzen. Seinen feuerroten Anzug mit den roten Lackschuhen vertauscht er gerne gegen knallroten Minirock und Highheels, ebenso wie er er die Musikstile mischt. Locker mixt er Musik von „Karlchen“ Weber mit Songs von Tom Waits, Johnny Cash oder Depeche Mode. Die herausragenden Musiker unter der Leitung von Jan Christof Scheibe folgen ihm professionell auf allen Pfaden. Als Soul-, Funk-, Pop- oder Rocksänger ist Horwitz in seinem Element, als Opernsänger weniger. Das weiß er sehr wohl, deswegen hat er die Original-Anteile aus der Oper „Freischütz“ von Carl Maria Weber auch als entschleunigende und kontrastierende Elemente eingesetzt und sie bewusst kurz gehalten.
Wenn er leichtfüßig zu „Baby Love“ von Mother’s Finest oder „Get down on it“ von Kool and the gang über die Bühne tänzelt, dann nimmt man ihm den Erfolg seiner Verführungskünste gerne ab. Zärtlich, lockend, bedrohlich, sanft, diabolisch, verführerisch, rockig, lyrisch, soulig - all das ist Horwitz an diesem Abend in minutenschnellem Wechsel. Er bewegt sich voller körperbetonter Selbstsicherheit mit lockerem Hüftschwung über das Spielfeld des Schauspielhauses. „When justice is gone, there is always me“, singt er am Schluss. Alle Scheinwerfer sind dann auf Horwitz gerichtet, den breit lachenden Verführer.
Wenn er auch jüngst in Rollen wie in „Ein Pfund Fleisch“ nicht in jeder Hinsicht überzeugen konnte, hier ist er ganz bei sich. Als singender, schauspielender Alleinunterhalter mit geistreichen Zwischenbemerkungen kommen all die zahlreichen besonderen Talente Horwitz’ perfekt zur Geltung. Wenn die Inszenierung auch eher in ein Umfeld wie das mitproduzierende TIPI in Berlin als ins Staatstheater wie das Schauspielhaus passt, so dürfen sich auch Hamburger an dem versierter Entertainer Horwitz erfreuen. Auch für Weihnachtsfeiern oder Silvestervor- und nachfeiern sehr zu empfehlen.
Birgit Schmalmack vom 28.11.12
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