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Selbstironische Afrikaner gegen bierernste Deutsche
Eric P. F. Taregue dreht sich um seine eigene Achse, bestäubt sich mit weißem Puder, pustet es durch die Luft, tanzt darunter im Kreis. Dieses Ritual werde nicht erklärt, übersetzt Hauke Heumann gleich darauf, solange andere Geheimgesellschaften ihre nicht auch offen legten. Die Geheimbund der Freimaurer zum Beispiel, dem viele Dichter Denker und Mächtige nahe standen, erkläre viele seiner Traditionen schließlich auch nicht. So führen die Schauspieler die Aufnahmezeremonie der Freimaurer vor, die mit Schemel, Winkelmaß und Zirkel nicht weniger mystisch anmutet. Der vollführte Po-an-Kopf-Tanz, der die Gesellschaft im Kreistanz vereinigt, erinnert an alt überlieferte Stammesriten. Das ermutigt Franck Edmond Yao gleich die eigene Gesellschaft der "Franck-Maurer", in der das Tragen einer Unterhose und die Wichtigkeit von Schuhen zu den Kernregeln erklärt werden. Die Teufelsaustreibungen in einem afrikanischen Dorf stehen im Folgenden neben den Konstruktionsvorschriften für den idealtypischen Kirchenbau.
Die Performer (Taregue, Heumann, Yao), die zum Ginsterdorfen/Klaßen-Clan gehören, verstehen ihre Vorführungen mit dem nötigen Sinn für Ironie, Unernst und Spielvergnügen zu präsentieren. Die Schauspielhaus-Performer (Jonas Hien, Jan-Peter Kampwirth, Anne Müller Gala Othero Winter) aber sind in diesem Metier weniger geübt und versehen ihre Einlagen mit einer Ernsthaftigkeit, die als typisch deutsch daherkommt.
Zur Selbstironie fähige Afrikaner gegen bierernste pseudo-intellektuelle Deutsche, so könnte die Quintessenz dieses Abends lauten. Noch interessanter wäre es allerdings wohl gewesen, genau dieses Klischee zu brechen. Auch den Aspekt der zur Zeit wieder beliebter werdenden Verschwörungstheorien zu hinterfragen, wäre spannend gewesen. Doch er wird nur indirekt angesprochen.
Auch wenn das Ergebnis nicht vollends befriedigend ausfällt: Dass Karin Beier aber in ihrem Haus freien Gruppen wie Rimini Protokoll und Ginsterdorfer/Klaßen den Raum zur Erkundung mit neuen Mitteln bietet, kann zur Erfrischung und Anregung der Staatstheaterlandschaft in Hamburg nur begrüßt werden. Berlin ist schließlich nur knapp über eine Stunde mit dem Zug entfernt.
Birgit Schmalmack vom 23.2.17