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Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Grenzen überwinden
Dieses Theaterprojekt nimmt die tiefere Bedeutung des Wortes Inklusion wirklich ernst. Ihr Stück ist inklusiv auf vielen Ebenen: Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, Menschen aus drei Ländern, ein Stück in drei Sprachen und Profis und Laien gemeinsam auf der Bühne.
Unter der Leitung von Prisca Mornaghini, Elena Schiffers und Antonello Cecchinato unternahmen die drei Theatergruppen (Ensemble Sozialkontor aus Hamburg, Perspektivy aus Russland und Associazione, Giullari di Gulliver aus der italienischsprachigen Schweiz) eine "Lebensreise" und nahmen die Zuschauer im Hamburger Sprechwerk mit in ihre Gedankenwelt, die sie auf der Bühne zu kurzen Szenen verdichteen.
Koffer und Taschen sind die einzigen Requisiten, die dieses Theater braucht, um auf der Bühne Bilder entstehen zu lassen. Eindrucksvoll ist die Szene, in der alle mit ihrem kleinen oder großen Gepäck über die Bühne schleichen, rasen, schlurfen, sich ziehen lassen oder sogar auf einem Rollbrett über die Bühne schwimmen. Sie machen sich auf den Weg, mit ihren Erfahrungen, ihren Talenten, ihren Erinnerungen und ihren Sehnsüchten. Sie wagen die Begegnung, auch wenn sie sich nicht immer über die gewohnten Kanäle verständigen können. Doch immer findet sich ein Weg der Kommunikation, entweder über international verständliche Gesten oder über eines der Vielsprachentalente auf der Bühne.
Der Tod ist immer präsent. Mit lockenden Bewegungen, die in sanften Schwüngen durch seinen ganzen Körper laufen, scheint er die Menschen in seinen Bann ziehen zu wollen. Doch weit gefehlt! Zum Schluss wird er es sein, der sich durch die Gefühle der Menschen zum Aufbruch in neue Regionen anregen lässt.
Die Rollstuhlfahrerin, die eben noch schüchtern und fast regungslos auf ihrem roten Gefährt verharrt, verkündet auf einmal: Ich will nach Barcelona! Und zwar ganz alleine! Nur noch der passende Koffer muss ausgesucht werden. Auch wenn der Mann im weiten Mantel bald darauf anmerkt, dass hier schiedlich alles Theater sei und nicht unbedingt der Realität entsprechen müsse, weiß man, dass ihr gewonnenes Selbstvertrauen ganz real ist.
Was hilft bei schwierigen Momenten auf der Lebensreise? Schöne Erinnerungen aus glücklichen Zeiten, so erklären die Spieler/innen in allen drei Sprachen zum Schluss. Da muss selbst der Tod einsehen, dass er hier erstmal keine Chance hat, und er setzt sich auf einen der Koffer, um auch ein Teil dieser netten Gemeinschaft zu werden.
Hat das Leben eine Bedeutung? Diese Frage stand am Anfang. Nein, denn es sei nicht perfekt und abstrakt, so behauptete der Mathematiker. Doch vielleicht kann sie in der Kunst, im Besonderen im Theater gefunden werden? Dieses "Theater ohne Grenzen" lieferte einen Beweis dafür, dass der Spielraum auf der Bühne für den Moment Bedeutung erschaffen kann, für alle, die ihn gemeinsam erleben.
Birgit Schmalmack vom 17.7.19
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