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Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Dichter begegnet seinem Helden
Wenn ein Autor seinen ersonnenen Helden trifft, erntet er nicht immer Lob. Als Hauke Haien seinem Erschaffer Theodor Storm begegnet, findet er nur wenig freundliche Worte für den Dichter: Er beschwert sich, dass er ihn, den kühlen Rechner und innovativen Deichbauer, zu einem umhergeisternden Gespenst gemacht hätte. Er hätte ihm ein Image erschaffen, das so gar nicht zu dem eines Helden taugen würde. Auch für die Dichtkunst Storms hat dieser Pragmatiker wenig übrig. „Nicht noch ein Gedicht!“, stöhnt er stets, wenn Storm wieder zum Rezitieren anhebt. Da hält sich Hauke lieber an die handfesteren Gespräche mit seiner Elke, die ihn kraft Heirat zum Amt des Deichgrafen verhalf. Für die zahlreichen amourösen Abenteuer und Schwärmereien von Storm hat er nur mitleidiges Lächeln übrig: Wahre Liebe äußere sich eben nicht in Unbeständigkeit und Überheblichkeit.
Alena Oellerich schlüpft mit zarter und dennoch handfester blonder Schönheit in alle Frauenrollen. Carsten Dworak gibt den selbstverliebten Dichter in allen Altersstufen mit feiner Arroganz. Marc Laade glänzt als humor- und ironiebegabter, sympathischer, zupackender Macher. Krischa Weber und ihr Cello übernehmen nicht nur den Part der musikalischen Lautuntermalung sondern dienen auch als eigenständige Verkörperung für Meer-, Sturm- und Naturgewalten.
Regisseur Dieter Seidel und Gerti Brandt haben mit der Idee einer Begegnung zwischen Romangestalt und seinem Erschaffer eine interessante Grundlage für die Beschäftigung mit Storms Leben- und Schaffensgeschichte ersonnen. Mit dem ihm eigenen Sinn für nette Einfälle lässt Seidel auch den Unterhaltungsaspekt nicht zu kurz kommen. Ob es nun die Ostereierohrringe für die erste Begegnung zwischen Storm und seiner blutjungen Angebeteten zu Ostern sind, der buschberankte Hut für die Cellistin, hinter dem sich Hauke bei der Beobachtung seiner Elke verstecken kann oder die Slapstickeinlage des akrobatisch nicht unbegabten Laade beim Abräumen des Gestühls aus dem Schimmelreiter-Krog sind. Der geschickte Einsatz von Licht und Nebel lassen auf der fast leeren Bühne sogar ein wenig romantische Deichatmosphäre entstehen. Die Premiere am Donnerstag wurde im prall gefüllten Theater N.N. begeistert gefeiert.
Birgit Schmalmack vom 16.11.12
Abbildung: Da muss was Lebiges hinein - by Tobias Gloger
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