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Melissa kriegt alles, DT
Against the record, HAU 1
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Salon 89, Sophiensäle
Gazino Berlin, Heimathafen
Bridge Markland + Gäste: queens + kings, AHA
Alpentrekking mit Beethoven
Viele vor ihm haben diesen Weg genommen. Wie Goethe will der einsame Wanderer über den Brenner in das Land, wo die Zitronen blühen. Viele andere wählten in den letzten Jahren den Weg in der umgekehrten Richtung: Zahlreiche Flüchtlinge wollten über diese Route nach Europa. Für den einsamen Wanderer ist ein selbst gewähltes Abenteuer, für die Geflüchteten eine Notwendigkeit um ihr Leben zu retten.
Autor Detlef Vetten unternahm diesen Weg selbst. Als "Wanderer" schrieb er die Erlebnisse und Gedanken während seiner Wanderung auf, die er ausgerechnet im eisigen Winter wagte. Begegnungen mit den Einheimischen, das amouröse Angebot einer Kellnerin, das Zusammentreffen mit anderen Reisenden in einem Bahnhof, die Gedankenströme während der an die Grenzen führenden Tour bildet den Text. All das spielen die drei Darsteller (Milena Weber, Alexander Klages, Elmar F. Kühling) auf der Bühne mit verteilten Rollen nach. Doch rein verbal, sie sitzen bis auf eine kurze Ausnahme fast bewegungslos auf ihren drei erhöhten Stühlen. Das Stück wird so zu einem Hörstück. Interessant wird es durch die Kontrastierung und Ergänzung durch Beethovens Alterswerk Opus 111, dessen spannungsgeladene Unfertigkeit wunderbar zu dem Text mit seinen zahlreichen Gedankensprüngen passt. Pianist Fabian Dobler bearbeitete das Stück so, das er ihm mit seiner Frau Antje Steen am Akkordeon zu fast orchestraler Dichte verhalf.
Ein spannendes Experiment, das das Theater „Die Färbe“ jetzt im Rahmen der Privattheatertage als Gastspiel im Theater Kehrwieder unter der Regie von Peter Simon zeigte. Die reisende Jury bewies damit den Mut auch einmal eine Inszenierung einzuladen, die jenseits des sicheren Mainstreamgeschmack angesiedelt ist. Bemerkenswert, dass auch eine dieses Musiktheaterexperiment, das fast wie ein Work in Progress anmutete, seinen Platz bei den Privattheatertagen bekommen hat.
Birgit Schmalmack vom 26.6.19
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