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| Am schwarzen See, DT |
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Zur Kritik von
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Am schwarzen See
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In der Vorhölle gefangen
Der erste gemeinsame Abend der zwei Paare erschien wie ein Versprechen. Else ( Katharina Marie Schubert) hoffte nach den vielen Umzügen ihres Mannes (Jörg Pose) für die Karriere endlich angekommen zu sein und Freunde gefunden zu haben. Ihr überaus fürsorglicher Mann John blieb zwar skeptisch, ließ sich aber für seine Frau gerne auf den Kontakt mit den besten Kunden seiner Bankfiliale, dem Brauereibesitzerpaar Cleo (Natali Seelig) und Eddy (Bernd Moss) ein. Eddy wiederum warf sich mit Elan und voller spontaner Lebensfreude in den Abend und sorgte dafür, dass alle am nächsten Tag einen dicken Kater hatten. Cleo dachte möglicherweise als weitblickende Geschäftsfrau eher an die Vorteile für den nächsten Kredit, aber erfreute sich aber auch an dem schönen Abend „am schwarzen See“, auf den sie gemeinsam hinausruderten. Mittlerweile sind vier Jahre ohne Kontakt zwischen den vier vergangen. Ein Verlust hat die beiden Paare voneinander fortgetrieben und zugleich aneinander gekettet: Ihre beiden Kinder Nina und Fritz haben zusammen auf dem See Selbstmord begangen. Die Aussicht zum schwarzen See haben Cleo und Eddy seitdem zugemauert. Ihre große Altbauvilla (Bühne: Harald Thor) zeugt von besseren Zeiten. Sie ist leer bis auf einen Sessel und ein einziges Foto von Fritz. Von den Wänden blättert der Putz. Ein Fahrstuhl ist zwar betriebsfähig, aber die zweite Etage, zu dem sich seine obere Tür öffnet, existiert nicht mehr. Immer wieder wird den Vier der Boden unter den Füßen entzogen. Dann beginnt sich die Drehbühne unter den Mauern hindurch zu verschieben. Sie befördert die Personen ohne ihr Zutun voneinander fort oder aufeinander zu. Dann werden sie gegeneinander getrieben und umarmen sich wider Willen. Doch ihre Trostspendungen wirken eher wie ungelenke Rangeleien. Sie kämpfen miteinander um mögliche Erkenntnisse und Schuld. So viele Fragen bleiben unbeantwortet. Die Eltern müssen sich eingestehen, dass sie wenig von ihren eigenen Kindern wussten. In ihrem kryptischen Abschiedsbrief schrieben diese nur: „Das hier gefällt uns nicht, wir gehen fort.“ Seit diesem Postulat steht über dem ganzen Leben der Eltern ein großes Fragezeichen. Wenn die Kinder sich dem Leben verweigern, beziehen sie auf drastische, endgültige, verneinende Weise zum Leben der Eltern Stellung. Doch die Sehnsucht auf Hoffnung bleibt. Dafür strampeln sie sich mit der großen Energie der Verzweiflung ab. Immer wieder wirft es einen von ihnen auf den Boden. Bis ein anderer von ihnen die Kraft findet, ihm wieder aufzuhelfen, dauert es; weiß er doch, dass seine Hilfe wirkungslos bleiben wird. „Ihr könnt bei uns bleiben...“, bietet Cleo den beiden anderen an. Eine verzweifelte hilflose Zwangsgemeinschaft ist hier versammelt, schuldlos schuldig in einer Art Vorhölle gefangen, voller unerfüllbarer Sehnsucht auf die Erlösung von ihren sich stetig im Kreis drehenden Gedanken. Andreas Kriegenburg ist dem neuesten Text von Dea Loher in seiner ungewohnt kleinen, hochkonzentrierten Form und der Fokussierung auf diese vier Personen und deren gemeinsamer Geschichte ganz gefolgt. Er leuchtet mit den vier wunderbaren Schauspielern schmerzhaft genau jede Seelenfalte ihres Lebens aus. Ein intensiver, dichter Abend, der auch dem Zuschauer kein Ausweichen erlaubt. Birgit Schmalmack vom 3.4.13
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Die gelbe Tapete, Schaubühne Sommergäste, Schaubühne
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