Romeo and Juliet

Mythos und Wahrheit

Was bringt einen Mann (Zachary Oberzan), der sich selbst als „coach potatoe“ beschreibt, auf die Bühne. Er hat eine Mission: Er will endlich die wahre Geschichte von Rambo erzählen. Er ist schließlich ein ausgewiesener Kenner der Materie. Seit seinem 11. Lebensjahr liest er immer wieder das Buch „First Blood“, das die Filmvorlage für die „Rambo“ -Filme mit Silvester Stallone war. Er kann belegen, dass sein Held bisher völlig verkannt worden ist. Ihm liegt die Richtigstellung der Tatsachen so sehr am Herzen, dass er gleich in vierfacher Ausfertigung auftritt. Auf den drei Projektionswänden an der Rückwand der K1 spielt er die Handlung in seiner kleinen Einzimmerwohnung simultan nach. Er analysiert versiert jede Einzelheit der Geschichte um Rambo, den Kriegshelden einer Spezialeinheit, der nach seiner Rückkehr aus Vietman in eine persönliche Rivalität mit einem Dorfpolizisten gerät, die in einen Rachefeldzug ausartet. Am Ende hat er sich und die Zuschauer überzeugt: Er wird einen neuen Film drehen und zwar ohne die Millionen von Hollywood: Als Ein-Mann-Produktion in seinem kleinen Apartment. Als Abspann gibt es eine kleine Vorschau mit ein paar bildlichen Highlights aus dem Film.
Zuvor hatte sich das Nature Theatre of Oklahoma in einer ersten Uraufführung schon einer weiteren literarischen Vorlage gewidmet. Die Geschichte vom Romeo und Julia verkörpert wie kaum eine andere den Mythos der ewigen Liebe bis in den Tod. Fast jeder in der westlichen Hemisphäre wird behaupten sie zu kennen. Doch was hat das Gedächtnis tatsächlich abgespeichert? Wie stark die eigenen Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle die Erinnerung beeinflussen, zeigt „Romeo and Juliet“ vom Nature Theatre. Anhand der Nacherzählungen von Freunden und Verwandten des Regisseur-Paares Pavol Liska und Kelly Cooper entstehen immer neue Varianten des Klassikers. Wenn das Gehirn die richtigen Fakten nicht mehr auffindet, werden sich durch fantasiereiche Erklärungen, Vermutungen und Neuerfindungen ersetzt.
Zwei erkenntnisreiche Aufführungen, die die Anstrengung des Zuhörens lohnten.
Birgit Schmalmack



Zur Kritik von

Neues Deutschland 
rbb-kulturradio 
 



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