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El Cuerpo Vacío, Radialsystem |
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Gemeinsamkeit statt Fremdbestimmung
Die Körper sind gezeichnet, mit türkiser Farbe sind die Hände der Tänzer eingefärbt. Das kleine Kinderdreirad am Bühnenrand deutet darauf hin, dass das schon seit frühester Kindheit geschieht. Hände in Unschuld waschen geht auch nicht. Die Tänzer selbst haben die Farbe in ein Gefäß auf dem Sattel des Dreirades sorgsam eingefüllt. Compagnie Cuatro X Cuatro untersucht in ihrer Choreographie die Auswirkungen einer strikten direktiven Gesellschaftspolitik auf den Körper. "El Cuerpo Vacío", der leere Körper, so lautet die Überschrift der Inszenierung. Die beiden Tänzer (Sendic Vázquez und Choreograph Shantí Vera) scheinen zu Beginn in einem fest gefügten Rahmen ihre Verrichtungen zu absolvieren. Abgezirkelt sind ihre Wege, maschinenartig ihre Handbewegungen. Noch sind sie ein Team auf Augenhöhe, doch dann ändert sich ihre Beziehung. Während Shanti zunächst den zarteren Vázquez wie eine Puppe dirigiert, sich über die Schulter wirft, wie an Fäden führt, geht Vázquez, als sich die Verhältnisse umkehren, brutaler vor. Shanti wird so durch die Luft befördert, dass der Aufprall sicher scheint, bleibt aber noch kopfüber auf der Schulter seines Tanzpartners hängen, landet dann bei der nächsten Drehung tatsächlich unsanft auf dem Boden und bleibt als der vermeintlich Kräftigere dennoch in der passiven Haltung. Als Soundtrack war bisher nur ein merkwürdiges Kratzen zu hören. Jetzt streuen sich Geräusche ein, die aus Comics entliehen sein können. Vázquez verstärkt sie mit seinen eigenen Lauten, die übertriebenen Emotionen Ausdruck verleihen. Dazu werden die Tänzer nun wie von diesen Comicäußerungen hin- und hergeworfen. Individuen scheinen sie wieder nicht werden zu dürfen. Dann betritt eine junge Frau die Bühne und trägt einen Text vor: "Wir sind....". In ihm tauchen all die Gruppierungen in Mexiko mit Namen auf, die im derzeitigen politischen Klima Probleme bekommen. Danach ertönen harmonische klassische Klänge und die beiden Tänzer kosten sie mit ihrem Tanz voll aus. Als sich Vázquez an die Gitarre setzt und selbst die Melodien weiterspielt, entspinnt sich ein Zwiegespräch zwischen dem Tänzer Shanti und dem Musiker Vázquez. Sie werfen sich die Bälle ihrer Ausdrucksformen hin und her. Ein Dialog auf künstlerischer Ebene beginnt, der beschwingt und hoffnungsvoll stimmt. So endet dieser mitreißende, politische Tanzabend mit einem Hoffnungsschimmer. Auch in repressiven Zeiten ist Kommunikation statt Fremdsteuerung möglich. Ein beeindruckendes Gastspiel im Rahmen des Festival Plataforma. Birgit Schmalmack vom 22.7.19
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Druckbare Version
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GHOSTS OF MEANING, silent green "The Reversed Alchemist" + "(in)Visible", Uferstud
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