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Richard III, Gretchen |
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Kein laues Sommertheater
Richard will an die Macht, und zwar um jeden Preis. Er, der von der Natur aus nicht mit äußerlichen Vorzügen gesegnet ist, fühlt sich von der Gesellschaft ausgestoßen und setzt nun zur Rache an. Alle Mittel sind ihm recht, um sich nicht mehr als Opfer fühlen zu müssen. Dafür geht er über Leichen. Er will Gestalter sein und wird doch zu einem Getriebenen. Denn ein Schritt zieht den nächsten nach sich. Ein begangener Mord ebnet schon den Weg zum nächsten. Schon das erste Bild zeigt ihn als Zerrissenen. Kraftvolle Posen wechseln sich mit angstvollen Ducken und Um-Sich-Blicken ab. Doch etwas ist ungewohnt bei dieser Neuinterpretation von "Richard III": Die Hauptfigur ist hier kein verkrüppelter Mann sondern eine starke Frau. Wenn nun dieser machtgierige Mann von einer weiblichen Darstellerin gespielt wird, treten dann die zugrunde liegenden Mechanismen stärker zu Tage? Diese Frage steht hinter der neuen Faust-Produktion von Burkhard Schmiester, die er mit seinem Team in diesem Sommer im Hinterhof des Gretchens spielt. Er nimmt dafür den bewährten Shakespeare-Text und untersucht ihn auf seine Transfermöglichkeiten zu heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Und er findet reichlich Material. Zwangsheiraten sind unter der Gesellschaft am Hofe zur Zeiten Richards gang und gäbe. Richard lässt schnell mal einen Konkurrenten den Kopf abschlagen, wie es heutige Machtkämpfer im Netz dokumentieren. Auch Richard bemüht kein staatsrechtliches Verfahren um an die Regentschaft zu gelangen, sondern greift zu gezielten Terrorakten. Selbst das Mittel der Fake News war ihm nicht fremd. Insofern bietet sich "Richard III" für Aktualisierungen und Querverbindungen geradezu an und Regisseur Schmiester nutzt sie alle gezielt. Um dennoch den roten Faden nicht zu verlieren, lässt er die Protagonisten immer mal wieder kurze Nachhilfe im Verlauf der Geschichte geben und die Zusammenhänge referieren. Drei Podeste und eine alte Zinkbadewanne reichen als Bühnenbild im Hinterhof des Gretchens. Zwei Schauspielerinnen spielen alle Rollen. Friederike Ziegler ist Richard, während Susanna Karina Bauer blitzschnell in alle übrigen Rollen springt. Während Ziegler die Möglichkeit gegeben wird, sich im Laufe des Abends in ihre Rolle einzufühlen, fordert der ständige Rollenwechsel Bauer viel ab. Die Übersteigerung ins Clowneske sorgt dabei ab und zu für unfreiwillige Komik. Schmiester hat hier einen riesigen Teppich an Fragestellungen, Querverbindungen und Aktualisierungen unter dem Stück ausgebreitet. Dass dabei alle Rollen von Frauen gespielt werden, ist dabei nur ein zusätzliches Mittel der Irritation am Rande. Das häufige Switchen zwischen Ernst und Clownerie, zwischen Männer- und Frauenrollen, zwischen Gestern und Heute, zwischen Macht- und Genderfragen, zwischen Shakespeare-Text und eingeschobenen Passagen und zwischen Drama und Märchen fordert auch dem Zuschauer bei der Fokussierung einiges ab. Dennoch gelingen viele Momente, in denen die Zerrissenheit des Machtgierigen, die Absurdität dieses Machtstrebens und die verblüffende Aktualität des Textes überzeugend verdeutlicht werden. Und so überrascht ein lauer Sommerabend am Ende auch mit einem mahnenden Spiel für die Vernunft und gegen die Machtgier. Birgit Schmalmack vom 7.8.18
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Zur Kritik von |
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Druckbare Version
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Viel Lärm um nichts, Hexenberg-Ensemble Dreamer, Theater Anu
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