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MacBeth, Theaterfestival |
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Schnelle Verführung
Wie weit treibt die Machtgier einen Menschen? Noch steht Macbeth am Rand der Bühne, still, schweigend und regungslos. Er ringt mit sich. Gerade ist er siegreich aus dem Krieg zurück gekommen. Hexen haben ihn die baldige Übernahme der Krone vorhergesagt. Die Intention seiner Ehefrau ist klar: Sie will Königin werden. In Anspielung auf seine Unfähigkeit ihr weitere Kinder zu schenken, fordert sie ihn auf, endlich seinen Mann zu stehen. Alle ihre weiblichen Talente wirft sie effektvoll in die Waagschale:. Lobt, säuselt, fordert, droht, erniedrigt und stachelt auf. Mühsam hält Macbeth die in ihm sich widerstreitenden Gefühle im Zaum. Er ballt seine Fäuste, sein Körper schwankt hin und her. Er zaudert und fragt sich, ob er der Verantwortung gerecht werden könnte, die eine gewaltsame Amtsübernahme mit sich bringen würde. Seine Zweifel erweisen sich als mehr als berechtigt: Sein erster Mord an König Duncan wird immer weitere Morde nach sich ziehen. Matthias Hartmann zeigt dieses Drama durch das Mittel der Sprache. Er reduziert seinen Fokus auf die Beziehungsanalyse des machthungrigen Ehepaares. Einzig die rote Theaterfarbe auf ihren Händen zeugt von ihren Taten. Nach dem Tod des einzigen gemeinsamen Kindes, das als kleines Porträt an eine der Säulen der Kampnagelhalle hängt, sucht es nach Ersatzbefriedigungen für ein enttäuschtes Leben, die ihrer unerfüllten Beziehung einen Sinn geben sollen. Jedes Mittel ist ihnen dabei recht. Die erste Eigenproduktion des Hamburger Theaterfestivals wurde eine klar fokussierte Arbeit von Hartmann auf die zwei Hauptpersonen, die bewusst zu ihrer Beschränkung steht. Catrin Striebeck ist eine intensive Lady, die ihr Changieren zwischen Manipulation, Ehrgeiz, Machtgier und Kontrollverlust sehr genau beobachtet und spielt. Oliver Masucci als ihr Mann wandelt sich nach der ersten Grenzüberschreitung seiner eigenen roten Linien sehr schnell vom moralisierenden Gutmenschen zum blutgierigen Massenmörder. Wie rasch dieser Gewissenverlust geschehen kann, führt Hartmann vor Augen. Ein riesiger drehbarer Schrank auf der Bühne ist das einzige Requisit, dass diese beiden Schauspieler für ihr Spiel brauchen. In ihm baumelt zum Schluss das Kleid der Lady von der Decke. Als Macbeth den Schrank in rasende Drehungen versetzt hat, kniet er sich wie ein kleines Kind darunter. Ein eindrucksvolles Schlussbild. Birgit Schmalmack vom 4.6.19
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