Antigone, JSH
Anne Bader macht aus der Tragödie, die sich eigentlich nicht als ideales Jugendstück anbietet, eine stark verkürzte und dezidiert körperbetonte Inszenierung, die klare Fronten zeichnet. Antigone ist die Mutige, die alles wagt. Kreon ist dagegen der Machtmensch, der Patriarch und der Frauenverächter.
König Lear, DSH
Beier entwirft eine Vielzahl an Deutungsmöglichkeiten. Diese Uneindeutigkeit verzichtet auf eine klare Linie in dieser Regiearbeit, aber auch auf die provozierende Auseinandersetzung, die sie mit ihren früheren Inszenierungen stets hervorrief.
about blank, New Hamburg
Mit viel Sinn für Ironie wurde die Beschränktheit der eigenen Mittel vom Regisseur Dor Aloni so rigoros hinterfragt, dass jegliche aufkommende Kitschmomente geschickt gebrochen wurden. (Foto: Christian Bartsch)
Dauernd dazwischen, New Hamburg
Unter der Regie von Raphael Merkle und unter der Mithilfe der Dokumentarfilmerin Dorothea Griesbach ist daraus ein runder, klug geschnittener Abend geworden, der einfühlen lässt in ein Leben unter dem Damoklesschwert der Duldung und damit der ständigen Angst vor einer Abschiebung.
Zonck, New Hamburg
In "Zonck" entsteht ein liebevoller Bilderreigen über eine Kneipe unterhalb der wirtschaftlichen Effektivität. Dabei werden auch die Streitpunkte nicht ausgespart, aber nur so weit humorvoll ausgetragen, dass sie mit einem Bier oder einer Wurst gelöst werden können. (Foto: Christian Bartsch)
Wolli Indienfahrer, DSH
Das Schauspielhaus war gut gefüllt. Viele wollten hören, was Hubert Fichte aus der Kiezlegende Wolli Köhler in einem seiner veröffentlichten Interviews herauslockte. In einer inszenierter Lesung wollte Rocko Schamoni damit an seinen letztes Jahr an einem Schlaganfall verstorbenen Freund erinnern.
Am Königsweg, Schauspielhaus
alk Richter lässt nichts aus, um Jelinek Wortgespinste im „Am Königsweg“ auch über dreieinhalb Stunden auf keinen Fall langweilig werden zu lassen. Er lässt die mäandernden Wortschleifen der Nobelpreisträgerin nie nur für sich sprechen sondern, bebildert sie so ausgiebig, als wolle es gegen jedes Wortgebilde ein sichtbares aus Projektionen, Figuren, Fotos, Filmen, Verkleidungen, Requisiten stellen.
Demian, Schauspielhaus
Der Roman von Hermann Hesse ist auf der Bühne des Jungen Schauspielhauses von Moritz Beichl mit einem klaren Konzept und dem tollen Ensemble (allen voran: Gabriel Kähler als Emil) sensibel umgesetzt. Die beweglichen, halbtransparenten Schiebewände stehen dabei sowohl für die vielen Fragen, die dieses Stück stellt, aber auch für die Antworten, die es nur andeutet, und so auch nach der Aufführung noch Stoff zum Weiterdenken bietet. (© Sinje Hasheider.)
Anna Karenina , Malersaal
So gelingt die zweite Folge der Reihe "Die berühmtesten Seitensprünge der Geschichte" von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk aufs Beste. Dennoch wird es die letzte sein. Es folgen nun die "Nibelungen", wie der Moderator am Schluss in Aussicht stellte. Man darf gespannt sein.
4.48 Psychose, Schauspielhaus
Katie Mitchell hat für den Monolog mit einer ausgefeilten Ton- und Lichtregie eine Umgebung geschaffen, die die ganze Geschichte einer tragischen Nacht erzählt. Wieninger ist dafür eine grandiose Darstellerin, der ihre Schmerzen in jedem Moment in ihrem Gesicht anzusehen sind.
Die Nacht kurz..., DSH
Regieassistent Leo Schenkel braucht nur ein paar Stühle und ein wahnsinnig gute, in jeder Sekunde präsente Darstellerin, um die Verzweiflung dieses Menschen am Rande der Gesellschaft nachfühlbar lassen zu werden. Ein toller Abend!
Valentin, Schauspielhaus
Ab und zu blitzt der Schalk Valentins aber doch durch: Wenn zwei Schauspieler die Geschichte von Aquarium im Dialog vortragen. Ein paar mehr dieser hintersinnigen Wortverdrehungen, die weit über oberflächliche Dekonstruktion hinausgehen, hätte der Abend gut vertragen können.
Tartare Noir, Schauspielhaus
Beiers Trilogie über die Verderbtheit des Menschengeschlechts hat hier ihren moralischen Tiefpunkt und damit auch ihren Abschluss erreicht. Nach so viel niederschmetternde Analyse darf jetzt auch gerne wieder ein konstruktiver Blick in die Zukunft kommen. Für eine Spielzeiteröffnung nicht unbedingt ein gelungener Auftakt. Pessimistischer kann ein Beginn kaum ausfallen. (© Thomas Aurin)
Rose Bernd, Schauspielhaus
Karin Henkel hat ihre wunderbar dichte, stringente und durchdachte Inszenierung des Hauptmann-Stoffes zuerst bei den Salzburger Festspielen und jetzt auch in Hamburg gezeigt. Mit Lina Beckmann in der Titelrolle, dem Fantasieräume öffnenden Bühnenbild von Volker Hintermeier, einem tollen Ensemble und dem Atmosphäre schaffenden Chor ist eine berührende Aufführung gelungen, der in dieser Spielzeit hoffentlich noch etliche in ähnlicher Qualität folgen werden. (© Lalo Jodlbauer)
Effi Briest, Schauspielhaus
Die Inszenierung ist ein grandioses Machmerk von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk. Obwohl es viele Anlässe zum Lachen an diesem Abend gibt, gelingt es dem Regie- und Schauspielerteam die Tragik ebenfalls genügend Raum zu geben. (© Matthias Horn)
Der zerborchne Krug, DSH
Selten hat ein Regisseur den Stoff von Kleist so analytisch inszeniert wie Michael Thalheimer am Schauspielhaus. Er hat in seiner Kernbohrungsregie das Stück aller seiner Klamaukverführungen entledigt und damit seinen wahren Inhalt freigelegt. (© Matthias Horn)
Ich kann nicht mehr, DSH
Pollesch glaubt nicht mehr an das politische Theater, das ist spätestens mit dieser Arbeit klar geworden. Doch auch der Rückzug ins Private bietet keinen Rückhalt mehr. Wenn sich selbst Küken bewaffnen, ist kein Nest mehr in Sicht.
Trilliarden, DSH
Ulrike Lausund hat ein neues Bühnenstück entworfen. In kleinsten Sprech-Einzel-Szenen entstehen Bühnenfiguren, die sich stellvertretend für den Zuschauer über Leben, Tod, Religion und Gott Gedanken machen. Der Wiedererkennungswert ist zunächst hoch. Erst allmählich schleichen sich ernsthaftere Töne ein....(© Klaus Lefebvre, 2017)
Iphigenie, New Hamburg
Wer ein leicht eingängiges autobiographisches Selbsterfahrungstheater mit Veddelbewohnerinnen zum Thema "Zwangsverheiratung" erwartet hatte, wurde enttäuscht. Denn hier wurde unter der Regie von Paulina Neukampf ein Theaterabend mit viel Originaltext und hohem künstlerischem Anspruch gegeben...
The Who and the What, DSH
Ein intelligentes Stück, das unter der sensiblen Regle von Karin Beier bestens zur Geltung kam. Das lag nicht zuletzt an der tollen Besetzung, allen voran mit Lina Beckmann als fragender, kämpferischer Zarina und Ernst Stötzner als warmherzigem und nur vordergründig autoritärem Vater.
Versuch über die Pubertät, DSH
taz: "Ohne Sog oder verführerisches Chaos..." (Fotos © Maurice Kohl)
Der Allmächtige, Schauspielhaus
Auch wenn das Ergebnis nicht vollends befriedigend ausfällt: Dass Karin Beier aber in ihrem Haus freien Gruppen wie Rimini Protokoll und Ginsterdorfer/Klaßen den Raum zur Erkundung mit neuen Mitteln bietet, kann zur Erfrischung und Anregung der Staatstheaterlandschaft in Hamburg nur begrüßt werden. Berlin ist schließlich nur knapp über eine Stunde mit dem Zug entfernt.
Lügen, Junges SH
Drei mögliche hoffnungsvolle Schlüsse für eine erschütternde Geschichte, der das jugendliche Publikum mit großer Aufmerksamkeit und Anteilnahme folgte. Unter der Regie von Klaus Schumacher entstand eine Umsetzung, die konzentriert, schnörkellos und mitnehmend war. So ermöglichte der Abend auch die Parallelität zu Konflikten in deutschen Täterfamilien zu ziehen, ohne explizit darauf hinzuweisen.
Warten auf die Barbaren, DSH
J. M. Coetzee hatte seinen Roman noch als klar erkennbare Analogie auf die Zustände in Südafrika geschrieben. Heute kann man ihn als aktuelle Beschreibung der Paranoia nach 9/11 lesen. Die Regisseurin Maja Kleczewska lässt nicht nur von den Folterungen berichten, sie zeigt sie auch....
Hysteria, DSH
Karin Beier liefert hier ein Theaterexperiment. In den Glaskasten setzt sie eine bürgerliche Gesellschaft vor die Augen der bürgerlichen Zuschauer. Sie dürfen ihnen beim Angsthaben zuschauen und in der Übersteigerung ihren eigenen Wahnsinn erkennen.
Die Wehleider, DSH
Marthaler legt hier gleich die gesamte EU auf die Coach und schickt sie vor ein Welttribunal, vor das sonst eher afrikanische Diktatoren zitiert werden. Das soll aufrütteln und wird dabei auch überdeutlich. Den gewohnten Marthaler-Stil der melancholischen Langeweile verweigert er seinen Zuschauern hier.
Yvonne, DSH
Er hat mit der Schauspielern der Theaterakademie aus dem Stück von Witold Gombrowicz eine tolle schnelle Farce inszeniert, die die Fassadenmenschen gekonnt demaskiert. Zum Schluss liegt das Halbrund des Salons offen da, die zahlreichen Türen sind zur Seite geklappt, der Hof liegt wie auf dem Präsentierteller. (© Matthias Baus)
Supergute Tage, JDSH
Aufmerksam verfolgen die Jugendlichen die Entwicklung Christophers und bejubeln zum Schluss das Ensemble.
Jeder Engel ist schrecklich, Theaterfestival
So hat er in seinen 10 Elegien, die nach ihrem ersten Entstehungsort "Duineser Elegien" heißen, in einem assoziativen Gedankenstrom Klagen über dieses andauernde Verlieren verfasst. Das Schauspielerpaar Franziska Walser und Edgar Selge hat diese Elegien auf die Bühne gebracht.
Brain Projects, Schauspielhaus
Wer bin ich? Formt mein Gehirn mein Sein? Was bin ich ohne mein Gehirn? Bestimmt die Größe meines Gehirn mein Bewusstsein? Bin ich etwa mein Gehirn? Eine Neurowissenschaftlerin, ein Neurokritiker und eine ehemalige Komapatientin versuchen in ihren Brain Projects das Gehirn zu ergründen.