Würdige Abschiedsvorstellung von der Halle des Kra

HIt, Kraftwerk Bille Sophie Puttfarken



Dieser Abend lässt Wehmut aufkommen. Bevor das Kraftwerk Bille saniert wird, zeigte der Raum zum letzten Mal seine volle Stärke. Er wurde zum vierten Mitspieler bei der eindrucksvollen Arbeit "Hit" von Greta Granderath. Sie versammelte in ihm drei Künstlerinnen, die sich jede auf ihre Art mit Schlagwerken auseinandersetzen. Wie ein Diva stolziert Juliana Oliviera auf ihren blauen Highheels, ihrer Shorts mit langem Schleppenüberrock, beides aus knallblauen Latex, (Kostüme: Ilona Klein) herein. Nur die Arbeiterhandschuhe irritieren etwas und die Axt über ihrer Schulter. Doch die legt sie ersteinmal beiseite und stellt sich an das Musikpult. Ernst auf ihr Noten/Textblatt schauend interpretiert sie nun ein Gedicht auf lauter "He Ha und Hmh"-Lauten. Dann bezieht sie Position auf ihrem Holzblock am Rande der Bühne, natürlich mit ihrer Axt, nachdem sie mit drei gezielten Axthiebe drei Holzscheite gespalten hat.

Dann kommt die zweite Künstlerin in ihrem fließenden blauen Satinkleid in Aktion. Eine wahrhafte Percussion-Meisterin ist Ying-Hsueh Chen, die im Folgenden zwischen ihren Schlagwerken herumwirbelt. Mit einem Kissen vor ihrem Gesicht schleicht sich derweil die dritte Künstlerin Carrie McILwain herein und baut sich ihre Drumstation in der Mitte der Bühne auf. Das Kissen, eine Trommel und ein Lautsprecherbox spielen dabei nicht unwichtige Rollen. Mit ihren erzeugt Carrie kontrolliert Interferenzen, deren Tonhöhen und Lautstärken Carrie gezielt steuern kann. Zuletzt ist die Powerfrau mit der Axt wieder dran. Oliviera komponiert mit ihren Schlägen auf die Baumstämme und -scheite eine Percussion-Partitur, die umhaut. In der Kombination der drei Künstlerinnen, die hier einmal das Feld der sonst eher männlich besetzen Drummer- und Holzhackerszene betreten, hat Gunderath eine überraschende und das Publikum begeisternde Performance erschaffen.

Birgit Schmalmack vom 6.9.22