Don Giovanni
Dr. Giovanni - ein Frauengott in weiß
Im Allee-Theater ist das Agitationsfeld von Dr. Don Giovanni in die Berliner Charite verlegt worden. Hier findet der Frauenumgarner immer wieder neue Opfer seiner Verführungskunst in Form von Kolleginnen, Krankenschwestern und Patientinnen. Doch die Enge der Zusammenarbeit auf der jugendstiligen Bühne lässt sein Tun nicht lange im Verborgenen bleiben, auch wenn sein Diener Leporello immer wieder für Vertuschungsaufgaben parat stehen muss. Die verletzten und eifersüchtigen Frauen begehren auf.
Zumal die Handlung Anfang des 19 Jahrhunderts spielt, in dem die Frauen durchaus nicht mehr nur am Herd stehen und die Männer vorschicken müssen, um ihre Ehre zu verteidigen. So ist Giovannis abgelegte Geliebte Elvira eine Psychoanalytikerin der Schule Freuds und die gewaltsam überredete Gespielin Anna eine Kollegin von Giovanni. Annas Vater, der Leiter des Instituts, fällt nach dem mörderischen Überfall Giovannis ins Koma. Wie ein Widergänger steht er am Ende des zweiten Teils auf und ist Zeuge der Rache, die seine Tochter an dem skrupellosen Giovanni übt. "Hier verstarb ein böser Mann", singen alle zum Schluss an der Rampe - überzeugt davon, dass ihre Rache gerecht war.
Regisseur Philipp Kochheim hat im Allee Theater eine überzeugende, stimmige Interpretation der wohlbekannten Mozartoper hingelegt. Sie bietet viele Möglichkeiten, um gruseliges Pathologenambiente mit Leichenteilen, Skeletten, blutigem Operationswerkzeug vorzuführen. Auch der vergrößerte Aktionsradius der Sänger, der sich über den ganzen Zuschauerraum erstreckte, trug zu unterhaltenden Note des Abends bei. Die überzeugende Ensembleleistung machte das Konzept zu einer runden Sache, die das Publikum zu Recht begeisterte.
Birgit Schmalmack vom 17.11.08
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