Ein Florentiner Hut, Theater N.N.
"Alles geplatzt"
Das behauptet jedenfalls immer wieder der Schwiegervater in Spe. Hin- und hergerissen ist er bei seiner Wahl des Schwiegersohnes. Einerseits ist der sehr vermögend und damit eine gute Partie für ein Mädchen vom Lande. Andererseits benimmt sich der junge Mann sich am Hochzeitstag in Paris äußerst merkwürdig: Keine Zeit hat er für Schwiegerpapa und Braut. Zu sehr ist er beschäftigt mit der Jagd nach dem Strohhut, den sein Pferd aufgefressen hat, als die Besitzerin mit einem Militär pussierte. Nun geht es um Leben und Tod, denn der gewalttätige eifersüchtige Gemahl muss beruhigt werden, indem er seine Gattin inklusive Hut wiedersieht.
Ein Heckenlabyrinth im Römischen Garten ist bestens geeignet für eine irre Suche nach einem angefressenen Florentiner Strohhut mit roten Mohnblüten. Das dachte sich auch das Theater N.N. und hat die flotte Verwechselungskomödie von Eugène M. Labiche für das diesjährige Sommerinszenierung hoch über dem Blankeneser Elbufer ausgesucht. Um die Ruhestörung der empfindlichen Nachbarn gering zu halten und den Aufwand auch für die erlaubten zehn Aufführungsabende anzupassen, spielte das gut aufgelegte Ensemble weitgehend pur. Ein Tisch und ein paar Stühle, eine Laterne, ein paar Hüte und ein paar Köpfe reichten, um das Picknicktheater vor eindrucksvoller Kulisse zu einem vergnüglichen Abend werden zu lassen. Das lagt nicht zuletzt an den durchweg gut besetzten Rollen, allen voran Ingo Braun in der Hauptrolle.
Birgit Schmalmack vom 27.7.16
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