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Vögel - Thalia

Vögel - Thalia Theater Hamburg



Klare Botschaften

Gleich zu Beginn ein Witz. Ein Rabbi beschließt an seinem Todestag noch schnell zum Christentum überzutreten. Seine Erklärung: Besser soll ein Ungläubiger sterben als einer von ihnen. Keiner im Publikum lacht. Also leitet der Witze-Erzähler am Akkordeon lieber zur nächsten Geschichte über: Treffen sich ein junger Bio-Genetiker (Pascal Houdus), und eine Geisteswissenschaftlerin (Rosa Thormeyer) in der New Yorker Uni-Bibliothek aufeinander. Er ein verschrobener Nerd, sie eine wunderschöne junge kluge Frau. Er ein Jude, sie eine Palästinenserin. Sie werden ein Paar. Etwas auch ein Witz?
Seine jüdische Familie (Oda Thormeyer, Tilo Werner) empfindet die Beziehung als Verrat am jüdischen Volk. Als Ethan durch Zufall erfährt, dass sein Vater nicht das leibliche Kind seiner Großeltern ist, macht er sich zusammen mit seiner Freundin auf nach Israel, um seine Großmutter (herausragend: Christiane von Poelnitz) zu befragen. Nicht nur die Informationen, die er dort erhält, entwickeln sich als Sprengstoff für die ganze Familie. Nein, er wird Opfer eines Attentats und verfällt ins Koma. Seine Freundin nutzt die Reise, um ihre eigenen Wurzeln in Palästina zu erkunden. Sein Vater stirbt an einem Schlaganfall. Die Beziehung zwischen Ethan und seiner Freundin zerbricht.
Für Spannung ist der Autor Wajdi Mouawad bekannt. Sein viel gespieltes Stück Verbrennungen verfolgte die dramatische Spurensuche einer Familie, deren Entstehung durch Krieg, Folter, Vergewaltigung geprägt war. Auch hier ging es darum, dass die Wahrheit lange verborgen gehalten wurde.
Der Stoff für "Vögel" hätte für mehrere Folgen einer Familien-Soap mit zeithistorischen Hintergrund gereicht. Die um keine Wendung verlegene Story nutzt alle erdenklichen Handlungeszenarien, um die melodramatischen Daumenschrauben anzusetzen. Zu klar ist die Botschaft, die der Autor senden will: Identitäten sind Konstrukte, aus denen Vorurteile, Feindschaften und Kriege entstehen.
Regisseur Hakan Savaş Mican versucht sein Möglichstes, um diese Melodramatik herunter zu kühlen. Seine Bühne ist völlig leer. Die beiden Musiker am Rande der Bühne helfen mit ihren nicht nur musikalischen Kommentaren, das allzu Bedeutungsschwangere ironisch zu unterfüttern. Die Darsteller versuchen ihre Figuren so natürlich wie möglich agieren zu lassen. Dennoch mag man sich ab und zu des Eindrucks nicht zu erwähren, dass sie Mühe haben, ihren eigenen Rollen Glauben zu schenken. Wenn Wahida erkennt, dass sie nun auf der richtigen Seite der Mauer in den Kampf ziehen müsse. Wenn David den Patriarchen geben muss, der seinen Sohn verstößt. Wohl wissend, dass später herauskommen wird, dass er selbst kein Jude sondern ein Palästinenser ist. Wenn David tief getroffen diese Botschaft von seinem Adoptivvater (Stephan Bissmeier) erhält. Das wirkt arg konstruiert, zu dick aufgetragen. Gut dass Mican das verhinderte Liebespaar am Ende am Grab von David anders als im Originaltext noch einmal zusammen kommen lässt. Vielleicht lassen sich Mauern doch überwinden? Auch ohne so viel Melodramatik?
Birgit Schmalmack vom 25.2.20



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