Textversion
Allee Theater/Theater für Kinder
Alma Hoppe
Altonale
Altonaer Theater
Die Burg
Echtzeitstudio
Einwirkzeit
Elbarkarden
Elfen im Park
Elbphilharmonie
Engelbach&Weinand
Engelsaal
English Theatre
Ernst Deutsch Theater
Fabrik
Feine Künste
Fleetstreet
First Stage
Gilla Cremer Unikate
Grünspan
Hamburger Puppentheater
Hamburger Sprechwerk
Hamburgische Staatsoper/Oepra stabile
Hebebühne
Hochschule für Musik und Theater
Imperial Theater
Kammerspiele, Logensaal
Kampnagel
Kellertheater
Klabauter Theater
Kulturhaus 73
Kraftwerk Bille
Lichthof
Monsun Theater
MS Bleichen, MS Stubnitz
MUT-Theater
Opernloft
Operettenhaus
Ohnsorg Theater
Polittbüro
Resonanzraum
Schauspielhaus
Schauspielstudio Frese
Savoy
Das Schiff
Schmidt Theater
Schmidts Tivoli
Sommertheater St. Georg
St. Pauli Theater
Thalia Theater
Theater Das Zimmer
Theaterdeck
Theater im Hamburger Hafen
Theater im Zimmer
Theater in der Basilika
Theater in der Speicherstadt
Theater in der Marzipanfabrik
Theater Kehrwieder
Theater N.N.
Theater Orange
Theater Zeppelin
University Players
Werkstatt 3
Winterhuder Fährhaus, Theater Kontraste
Die 2te Heimat
Berlin-Sommer-Special 2019
Berlin-Herbst-Special 2018
Berlin-Sommer-Special 2018
Berlin-Herbst-Special 2017
Berlin-Sommer-Special 2017
Berlin-Frühjahr-Special 2017
Berlin-Herbst-Special 2016
Berlin-Frühjahr-Special 2016
Berlin-Herbst-Special 2015
Berlin-Sommer-Special 2015
Berlin-Frühjahr-Special 2015
Berlin-Herbst-Special 2014
Berlin-Sommer-Special 2014
Berlin-Herbst-Special 2013
Berlin-Sommer-Special 2013
Berlin-Frühjahr-Special 2013
Berlin-Frühjahr-Special 2012
Berlin-Sommer-Special 2012
Berlin-Herbst-Special 2011
Der Sohn, St.-Pauli Theater

Der Sohn, St.-Pauli Theater



Schöne Fassade

Nichts. Egal. Das ist die zwei kurzsilbigen Antworten, die Nicolas (herausragend in seiner Zerrissenheit: Dennis Svensson) seinem Vater (jovial wie stets: Herbert Knaup) gibt, als er ihn nach seinen Gründen für seinen Rückzug gibt. Monatelang hat er der Schule geschwänzt und das kurz vor dem Abitur. Die getrennt lebenden Eltern (ohnmächtig als Mutter: Johanna Christine Gehlen) sind fassungs- und ratlos. Besonders den Vater, der seine Familie für eine jüngere Frau (gewollt verständnisvoll: Sinja Dieks) verlassen hat, treibt Nicolas Verhalten in Gewissenkonflikte, die er nun mit umso mehr Einreden, Zureden und Druck Ausüben ausgleichen möchte. Er nimmt Nicolas zu sich, obwohl er mit seiner neuen Partnerin gerade ein Baby bekommen hat. Als er einzieht, kippt Nicolas einen zerbeulten Karton voller Kinderspielzeug ins Wohnzimmer. Da hockt Nicolas nun auf dem Kanapee und ist auch unter den neuen Umständen schwer dazu zu bewegen, sich zusammen zu reißen und "normaler" zu werden. Ich habe keine Lust zum Kämpfen, bekennt er. Wozu auch? Das Leben widere ihn an.
Der erfolgsverwöhnte Anwalt mit Ambitionen in die Politik aufzusteigen gibt sich redliche Mühe, doch sein enger Zeitplan erlaubt nur kurzes Zuhören und Reden. Zu wenig um seinen Sohn zu verstehen. Seine Ansagen können den Jungen nicht erreichen. So gaukelt Nicolas auch dieses Man den Gang zur Schule nur vor. Als der Vater das erfährt, reißt ihm endgültig die Geduldsschnur und die Eltern sitzen kurz darauf in einem Krankenhausflur. Ihr Junge hat sich versucht das Leben zu nehmen.
Nach "Der Vater" behandelt der Autor Florian Zeller in der "Der Sohn" wieder einmal eine Krankheit, die durch die Familie aufgefangen werden soll. Nach der Alterskrankheit Demenz ist nun die Depression von Jugendlichen das Thema seines Theaterstückes. Wieder ist im St- Pauli Theater eine stilvolle, fast leere Altbauwohnung mit hohen hellen Decken der Bühnenort (Bühne: Raimund Bauer). Wie von Geisterhand verschieben sich von Szene zu Szene die Säulen und geben so ein Sinnbild für die unmerklichen Verschiebungen in der Seele der Sohnes.
Alles wird gut! Vertrau mir! betont der Vater immer wieder. Als Macher ist er es gewohnt schnelle Lösungen zu finden. Doch diese Herangehensweise scheitert bei seinem Sohn. Dieser ist durch die Trennung seiner Eltern schwer verunsichert und traumatisiert. Wie fatal es ist, die Augen vor den Abgründen der Wirklichkeit seines Kindes zu verschließen und mit gutbürgerlicher Fassadentechnik zu übertünchen, zeigt Zeller mit diesem Stück. Regisseur Ulrich Waller verlässt sich ganz auf sein souverän agierendes Schauspielerteam. Sehr texttreu verzichtet er fast völlig auf Meta-Ebenen, die in der Bühne aber durchaus angelegt gewesen wären. Doch das schadet dem Stück nicht. Die kurzen prägnanten Dialoge geben auch so genügend Stoff zum Nachdenken.
Birgit Schmalmack vom 7.11.19



Gier, Museum für Hamburgische Geschichte

Druckbare Version