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Lust, Lichthof

Lust, Frauen und Fiktion, Lichthof

Kann man Lust teilen?

Wie kann man einen Theaterabend über die Lust machen? Wie reden Frauen auf einer Bühne über Lust? Wie kann man Lust sichtbar machen? Braucht es dafür Bilder? Braucht es Nacktheit? Dürfen auch Männer zu diesem Abend ins Theater kommen? Es ist Programm bei "Lust" von "Frauen und Fiktion", dass mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben werden.
Der Frauenüberschuss im Publikum war unübersehbar, dennoch dürften sich auch die Männer sich gut unterhalten gefühlt haben. 17 Frauen hatten die beiden Macherinnen Anja Kerschkewicz & Eva Kessler für ihr Projekt interviewt, unzählige Bücher gelesen, das Pornfestival besucht und sogar einen Pornofilm-Workshop besucht. Alle diese Elemente fließen in ihren Abend "Lust" ein, ohne jedoch die Quellen erkenntlich werden zu lassen. Ganz im Gegenteil: Die beiden Performerinnen Eva Kessler und Patricia Carolin Mai treten so auf, als wenn alle einfließenden Gedanken, Fantasien und Erfahrungen ihre eigenen wären. Dadurch bekommt der Abend etwas sehr Persönliches. Die Souveränität der Performerinnen sorgt für viel Witz, wenn sie zum Bespiel den Dreh eines Pornofilms auf dem Schaumstoffbett voll bekleidet nachstellen und ihre zunehmende Erhitzheit mit Liegestützen erzeugen. Auch die Schüttel- und Wippchoreographie, die beide vorführen, provoziert in ihrer Abstraktheit eher Lach- als Lustgefühle. Die Beiden gehen mit der Lust der Frauen ganz unverkrampft um. Fantasien werden von Eva in Mikro geflüstert, während Patricia auf der Bühne tanzt. Vorlieben werden von den beiden erläutert, während sie sich in ihren transparenten Anzügen über der Unterwäsche bewegen. Sie signalisieren, dass die Lust etwas Selbstverständliches ist, das keiner Scham bedarf, am besten auch keiner Moral.
Irgendwann fängt eine gelartige Flüssigkeit von der Bühnendecke zu tropfen. Sie bildet zuerst kleine Sahnehäubchen, bis sie sich zu einem See verbreitert. Ansonsten verzichtet "Frauen und Fiktion" auf sichtbare Bilder. Sie vertrauen auf die entstehenden im Kopf der Zuschauer/innen.

Lässt sich Lust teilen? "Ist hier jemand gekommen?", fragt Kessler am Schluss mit dem Rücken zum Publikum. Ja, es waren viele da, aber dieser Abend war wohl eher anregend als erregend. Doch Lust auf mehr hat er gemacht, denn dieser gut einstündige Abend war schon zu Ende, bevor der Höhepunkt erreicht war.
Birgit Schmalmack vom 19.11.16




 

Lust von Frauen und Fiktion

Kaiser von Atlantis, Theaterakademie

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