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Political Mother
Selbstversuch
Wo es Unterdrückung gibt, gibt es auch Volkstanz. Auf diese einfache Botschaft bringt Shechter selbstironisch seinen Abend. Reine Verführung zu schlichten Formeln wie so oft in Political mother.
Denn diese Choreographie spielt mit den Emotionen. Sanfte klassische Klänge ertönen zu einem rituellen Selbstmord eines Samurai. Black. Donnernde Beats ziehen zwei Männer in einen gemeinsamen rhythmischen Tanz. Black. Schlagartig beleuchtete Trommler auf einer ersten Empore steigen mit hartem militärischem Schlag in den Rhythmus ein. Frauen und Männer in lehmfarbener Gefängniskleidung gesellen sich zu einer tanzenden Gruppe. Black. Auf der zweiten Empore schwingt ein Politiker im Takt der Musik gestenreich eine Rede. Black. Neben ihm tauchen fünf Gitarristen aus dem Dunkel auf, die die Bassstärke der Musik um einige Grade steigern. Auf der Bühne lassen Menschen in Alltagskleidung sich von seinen Worten in ihren Bewegungen beeinflussen. Black. Der Politiker wird durch einen Popsänger ersetzt. Die Tänzer geraten in tänzerische Ekstase und fallen dann vor dem Star vor Begeisterung auf die Knie.
Shechter geht es um die Formen der Manipulation. Die Macht der Masse spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ob bei politischen Massenveranstaltungen oder bei Musikevents, oder eben beim Volkstanz. Immer hübsch in einer Reihe bleiben nicht ausscheren. So verknüpft er Volkstanzelemente bei seiner Choreographie mit Modern Dance und Breakdance.
Shechter verwendet all die Tricks, die er untersucht auch selbst bei seinem Publikum. Er setzt alle Formen der medialen Manipulation ein. Mitreißende Musik, Überraschungseffekte, Nebel, Licht, Lautstärke, nichts lässt er aus, um die Stimmungen der Zuschauer zu lenken. So ist Political mother ein spannender Selbstversuch in Sachen Manipulation.
Birgit Schmalmack vom 16.8.10