Inselkomödie
Sex statt Krieg
Die attraktive Lysistrate ist eine emanzipierte Frau. Sie lässt sich nichts vorschreiben. Um zu verhindern, dass die Bauern ihr Land an die USA für ihre Militärbasen verkaufen, organisiert sie unter den Frauen der Insel einen Streik. Ab sofort ziehen sie in das Hotel von Lysitrates Vater und stehen ihren Männern nicht mehr zur Verfügung. Touristen statt Bomben, damit will die Athener Parlamentsabgeordnete auf ihrer griechischen Heimatinsel stattdessen Arbeitsplätze schaffen. Doch das Engagement der Frauen geht noch weiter. Um ihre Ziele mit Nachdruck zum Erfolg zu führen, stellen sie ihre Sex-Dienste außerhalb des ehelichen Bettes bereitwillig in den Dienst der guten Sache. Mit den griechischen Militärs unter die Bettdecke in einem der Hotelzimmer zu kriechen, sind sie nicht abgeneigt. So lässt sich doch das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.
Hochhuth hat keine Mühen gescheut, um seine Inselkomödie von 1974 dieses Jahr auf der Bühne des BE aufführen zu können. Man darf annehmen, es geht ihm die pazifistische Botschaft des Stücks. Doch er hat sie von Komponisten Florian Fries in ein Musical verwandeln und von Musical erfahrenen Heiko Strang inszenieren lassen. Leicht eingängig sollten die Botschaften daherkommen. Doch dass sie nun schlüpfrig, deftig und geworden sind, dient der Sache nicht unbedingt. Zu viel nackte Haut, zu viele allzu eindeutige Sprüche und Gesten sieht man hier auf der Bühne, als dass sie noch als hintergründig zu deuten wären. Die Wortspielereien Hochhuths traut man diesen zum großen Teil schlichten Charakteren auf der Bühne nicht zu.
Das letzte Bild macht es überdeutlich. Im Hintergrund der klischiert gestalteten griechischen Taverne erscheinen große Kanonenrohre, doch statt Raketen feuern sie Konfetti-Bomben ab, die sich glitzernd auf die tanzende Showtruppe ergießen. Jede Doppelbödigkeit und Hintersinnigkeit ist dem Text in dieser Umsetzung abhanden gekommen. Keine Frage: Hochhuths Text bietet jeden Anlass dazu, Stang hat sie alle genutzt. Die seichte Operetten-Musik von Fries passt dazu hervorragend. Ebenso die Schauspielertruppe. Alle sind sie Boulevard erfahren.
Am meisten berühren da dann doch die beiden monologischen Auftritte des greisen Heesters, der als einziger versucht, Inhalt statt Formen zu vermitteln.
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