Abalon
Die Schlammschlacht des Lebens
Abalon (Thomas Schmauser) will sich umbringen. Die Tabletten hat er sich schon besorgt. Endlich wird er nur noch eine Vergangenheit statt einer Zukunft haben. Doch sein lang verschollener Bruder (Peter Kurth) taucht gerade in diesem Moment wieder auf und holt ihn ins Leben zurück. Dieser ehemalige Soldat einer Un-Friedenstruppe, der in seinem Einsatz versagt hat, steht ebenso am Abgrund wie sein jüngerer Bruder. In der Stadt, in der sie beide gestrandet sind, in Bangkok, treffen sie auf die zwei Schwestern (Natali Seelig, Katrin Wichmann), die als Prostituierte ihr Geld verdienen. Gegenseitig versuchen sie sich für eine Nacht ein wenig Halt zu geben. Doch die Einsamkeit, die sie wie ein dicker Panzer umgibt, ist zu stark. Immer nur für wenige Momente ahnen sie, dass es mehr in ihrem Leben müsste und könnte. Die Schwestern brechen nach Europa auf, um dort ihrem Job mit mehr Verdienstmöglichkeiten nachzugehen. Nachdem der ältere Bruder bei seinem Selbstmord erfolgreicher als Abalon war, beschließt er am Schluss: „Jetzt fahre ich nach Hause“.
Armin Petras geht es in seiner Inszenierung „Abalon, One nite in Bangkok“ um Heimat und um Liebe. Doch genau das fehlt den Personen in dem Stück seines Alter Egos Fritz Kater. Er findet starke, emotionsgeladene Bilder im Thalia in der Gaußstraße dafür. Sie lassen den Zuschauer nicht kalt. Zu nahe kommt er auf der intimen Bühne den Darstellern, die in aller Deutlichkeit den Schmutz und den Dreck ihres Lebens offenbaren. Schon nach 15 Minuten ist die Bühne mit den schlangenförmigen Laufstegen mit Sperma, Erbrochenem, Schlamm und Blut vollkommen beschmiert. Doch die Schauspieler nehmen diesem Schlamassel ihres Lebens, das die Zuschauer schockierend dicht umspritzt, stoisch hin. Sie kennen es nicht anders. Eine eindrückliche Aufführung, die Gefühle auslöst und bewegt.
Birgit Schmalmack vom 29.5.06
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